Samstag, 21. November 2009

Auserlesen (3)

Gerade, verehrte Leserschaft, fällt mir ein, dass ich noch einige Worte zum Tourabschluss in Ostwestfalen schuldig bin. Irgendwie war ich schon wieder dermaßen im Nachfolger zur "Letzten Offenbarung" verbuddelt, dass ich völlig darüber hinweggekommen war.



(Nebenbei ist es ein gutes Zeichen, wenn ich so eingebuddelt bin. Wenn die Story mich ganz in sich hinein zieht, ist sie eine starke Story. Dabei muss ich wieder an ein Gespräch denken, das ich in Lemgo mit einem Pädagogen geführt habe. Er sprach mich darauf an, dass ich wohl recht viele Anglizismen verwenden würde im mündlichen Vortrag. Ich solle doch lieber "Geschichte" und "Handlung" anstatt "Story" und "Plot" sagen. Ich denke, eine solche Haltung ist legitim - doch das bedeutet nicht, dass ich sie automatisch übernehmen muss. Sprache ist ein organisches Gebilde, sie existiert nicht im luftleeren Raum, sondern lebt und verändert sich. Wer eine neue Generation für das Lesen und die Sprache begeistern möchte, wird sie dort abholen müssen, wo sie steht. Ob sie nun wirklich bei "Story" steht, weiß ich natürlich nicht - aber diese Worte sind eben aus mir heraus echt, und ich finde, das haben junge Leser verdient: etwas Echtes.)



Die Abschlusslesungen in Espelkamp waren jedenfalls echt - echt gut nämlich. Sowohl an der Birger Forell-Realschule (die ich spontan in Birgit Forell-Realschule umgetauft habe) als auch am Söderblom-Gymnasium hatten wir tolle Erlebnisse mit wirklich gespannten und interessierten Schülern. Wobei mich persönlich ein Erlebnis ganz besonders beeindruckt hat: Häufig bin ich in diesen Tagen Schülern begegnet, die selbst das Schreiben für sich entdeckt haben - schon in Uelzen, dann wieder in Hiddenhausen. Was mir in Espelkamp aber ein Sechstklässler erzählte, das hat mir wirklich die Fußnägel hochgekrempelt (eine meiner Lieblingsformulierungen). Oh, er überlege auch gerade, solche Geschichten zu schreiben. Er habe da auch schon eine Welt entworfen mit einer eigenen Sprache mit 64 (!) Zeichen, drei Brüdern, die um die Herrschaft ringen und, und, und ... Ein durchdachter, in sich geschlossener Kosmos. So weit war ich damals noch nicht. Nicht mit zwölf Jahren. Was ich zu diesem Zeitpunkt geschrieben habe, war vermutlich wirklich zu großen Teilen Pastiche (noch nicht Tolkien-, sondern Lloyd Alexander-Pastiche). Gut, heute ist das Genre weiter, doch es ist auch unübersichtlicher geworden. Die Leistung, die mir da begegnet ist, wertet das nur noch auf. Ich hoffe sehr, dass dieser Junge seinen Weg weitergeht. Ich glaube, das kann etwas Großes und Aufregendes werden.



Ganz passend dazu habe ich in Espelkamp übrigens aus dem "Mantel der Winde" gelesen - das Publikum waren fünfte und sechste Klassen, da ist dieses Buch attraktiver. Und ich habe glänzende Augen gesehen, viele glänzende Augen. Irgendwie habe ich überhaupt erst wieder begriffen, warum ich eigentlich schreibe: Weil ich hier etwas geben kann. Er ist wieder da, der sense of wonder, ohne den niemand eine Geschichte erzählen kann.



Und in diesem Sinne will ich mich nun auch wieder in die neue Story stürzen. Kein Jugendbuch, sicherlich, doch sie treibt mich um. Sie macht mich hungrig - und das ist ein sehr gutes Zeichen.

Bis zum nächsten Mal an dieser Stelle bleibe ich Ihr und Euer


Stephan M. Rother

Montag, 16. November 2009

Auserlesen (2)

It's not easy having a good time. Even smiling makes my face ache and my creatures turn on me.


Frank N. Furters Ausruf aus der Rocky Horror Show, verehrte Leserschaft, könnte auch mir momentan über die rissig-rauen Lippen kommen ... Könnte, wenn ich noch die Kraft hätte. Auf der anderen Seite: Hey, ist das ein Erlebnis dieser Tage, da ich mit den Dorian Grave-Bänden in den Schulen des Landes unterwegs bin und die Abenteuer des Gothic-Gurus der Kernleserschaft nahe bringe. In der Regel sind das 7. Klassen und in der Regel nur die Jungs - eine Leseförderungsaktion des Landes NRW, intern "Ran an die Jungs" betitelt. Ich hätt's ja eher "Ran an die Bücher, Jungs" genannt, doch die Perspektive des Bibliothekspersonals ist natürlich eine andere: An die Bücher kommen die jeden Tag, aber dreizehnjährige Jungs zum Lesen zu bringen - ich habe den Eindruck, da braucht es wirklich ein besonders attraktives Thema. Mit Mr Grave haben wir das vielleicht sogar gefunden.

Ganz nebenbei wächst dabei meine gedankliche "FAQ"-Liste. Es wird allerhöchste Zeit für eine entsprechende Rubrik auf der Webseite, denn es gibt tatsächlich bestimmte Fragen, die immer wieder auftauchen:

Hat Dorian Grave mit Oscar Wildes Dorian Grey zu tun? - Yep.
Mögen Sie Dan Brown? - Nope.
Wie viel verdienen Sie eigentlich? - Viel mehr als ich letztendlich bekomme.

Usw.usf. - vielleicht noch erschöpfender beantwortet. Möglicherweise erwähnte ich gerade schon, dass ich doch ein wenig schlapp bin nach der sechsten Lesung innerhalb von sieben Tagen. Heute war es übrigens richtig schön in Bünde. Auch Hiddenhausen ist zu empfehlen, Lemgo ... nun, das Bibliothekspersonal ist eine Wucht, und auch vom Marianne-Weber-Gymnasium kann ich nur Gutes berichten. Den Namen der anderen Schule habe ich schon wieder vergessen, aber auf jeden Fall haben sich die Lehrer dort glänzend unterhalten - und zwar miteinander, während meiner Lesung. Das sind dann diese surrealen Momente ...

Anbei aber im Bilde einige kleine Eindrücke aus Hiddenhausen, Lemgo (Marianne-Weber-Gymnasium) und Bünde.

(Dank an Frau Kuske)

(Dank an Petra Beck)

(Dank an Herrn Braun)

Besonders freue ich mich natürlich, dass Mr Grave Songs auf der Youtube-Seite sich auf diese Weise steigender Beliebtheit erfreuen. Ich habe da gerade selbst mal wieder gelauscht: Doch, ich denke, von dieser Band wird man noch hören :)

Doch bis dahin bleibe ich bis bald an dieser Stelle Ihr und Euer


Stephan M. Rother

Dienstag, 10. November 2009

Auserlesen

Die letzte Offenbarung, verehrte Leserschaft, ist bekanntlich nicht meine einzige aktuelle Veröffentlichung. In Wahrheit befinde ich mich derzeit vor allem mit dem Geheimnis und dem Fluch des Dorian Grave auf Lesereise. Heute Vormittag habe ich gar mit insgesamt vier Schulklassen Leonies Abenteuer durchlitten (oder sie mit mir, je nach Perspektive). Anbei einige Impressionen mit aufmerksamem Publikum, einem närrischen Dreigestirn von Nachwuchswissenschaftlern (was sie da am Wickel haben, ist eine Kopie der Ebstorfer Weltkarte) sowie autogrammhungrigen Schülern ... Es war dann doch eine ziemliche Schrecksekunde, als sich fünf Dutzend Dreizehnjährige johlend auf mich stürzten. Wie sang Robbie Williams noch so schön: I will talk and Hollywood will listen. Schon okay, aber danach: Ab durch die Mitte und keine Autogramme. Wenn doch: nicht unbewaffnet ;)





Aber schee' war's - und auf Youtube gibt's sogar schon Reaktionen.

Bis zum nächsten Mal an dieser Stelle bleibe ich Ihr und Euer


Stephan Rother

Montag, 2. November 2009

Hurra, wir leben noch!

Um einmal einen Autor zu zitieren, von dem ich ehrlich gesagt überhaupt noch nichts gelesen habe. Dabei schrieb er dem Vernehmen nach wohl gar nicht so übel, der Herr Simmel. Ich stelle mir vor, dass sich Simmel zu Böll ungefähr so verhält wie Udo Jürgens zu Jacques Brel. Vulgariter: Irgendwie dann doch gut gemeint.



Aber von Simmel zu Schimmel, der tapferen kleinen Buchhandlung in unserer Kreisstadt Uelzen, die sich von tagelangem Sperrfeuer durch vermutlich nach Selbstdefinition "christliche" Kreise nicht hat in die Knie zwingen lassen. Unsere Lesung hat am Freitag Abend stattgefunden, und ich denke, es war für alle Beteiligten ein sehr, sehr schöner Abend. Wirklich für alle Beteiligten. Die genannten Claqeure waren nämlich nicht beteiligt, sondern sind der Veranstaltung fern geblieben, die doch ihre Chance gewesen wäre, etwas über das Buch zu erfahren, das sie nicht kennen, aber glauben verdammen zu müssen.



Frau Eilers, die Leiterin der Buchhandlung, ließ dann zum Auftakt noch einmal die Ereignisse der vorangegangenen Tage Revue passieren lassen: Von den Drohungen über die Beschimpfungen bis zum letzten - vergeblichen - Versuch, beim Besitzer des Hauses, in dem die Räumlichkeiten untergebracht sind, zu intervenieren. Kurzum: Das Publikum war erschüttert. Und zwar war es nicht etwa vom Roman erschüttert, der eine Story um fiktive antike Manuskripte spinnt, sondern von der Reaktion (im wahrsten Sinne des Wortes. Von der Reaktion der Reaktion sollte man eigentlich formulieren.)



Ich persönlich habe mich riesig gefreut an diesem Abend. Ein Wiedersehen jagte das nächste. Nicht nur (was heißt da nur?) durfte ich die Kettenleserin wieder begrüßen, die ich Ihnen in meinem letzten Posting vorgestellt habe, sondern auch die Presse wurde durch vertraute Gesichter repräsentiert: Janina Fuge von der Uelzener Allgemeinen Zeitung hatte schon zu Zeiten des ersten Dorian Grave-Romans ein offenes Ohr, und Jürgen Kramer von Radio ZuSa hatte gar noch Verstärkung mitgebracht. Da schwand meine Angst vor etwaigen Kirchenkillern doch sehr rasch - auch wenn ich einen Moment lang zusammenzuckte, als ein Herr mit einer blitzartigen Bewegung einen Gegenstand aus der Tasche zog. Glücklicherweise handelte es sich dann aber doch um ein Exemplar der "Letzten Offenbarung". Natürlich war Amadeo Fanellis großes Abenteuer derjenige Titel, der an diesem Abend die größte Rolle spielte und entsprechend am häufigsten signiert wurde. Doch ich habe auf Exemplare beider Grave-Romane und sogar des 'Mantels der Winde' gesichtet. Und aus dem Fluch des Dorian Grave habe ich sogar ein Stückchen gelesen: Weil es einfach so gut passte und die Situation des Kirchenkritikers Rainer Hartheim phasenweise eben doch erschreckende Parallelen zur Realität aufweist. Manchmal komme ich mir vor wie ... nein, eigentlich nicht wie Ulrich von Liechtenstein. Ulli, einer der Minnesänger aus dem Codex Manesse, hat sich bekanntlich eine Art fiktiver Autobiographie zurechtgelegt. Bei mir verhält es sich ja anders: Ich erzähl die Sachen, und dann wird die Fiktion ein Stück weit Wirklichkeit. Hey, das reicht jetzt aber auch!



"Zwischen Fakt und Fiktion" titelt die Allgemeine Zeitung heute Morgen, thematisiert auch das "böse Blut" im Vorfeld, und dass sich keiner der heroischen Kritiker der Auseinandersetzung gestellt hat. Dass ich zum Schluss dann gar zur "Hoffnung einer Zunft" (der historischen nämlich) stilisiert werde, hat mir dann aber doch rote Ohren verursacht - und irgendwie muss ich das antizipiert haben. Im Pressefoto sieht man sie schon.

Ich hoffe, dass die nächsten Wochen sich nun ein wenig ruhiger anlassen. Ich brauch vielleicht wirklich mal Urlaub. Wie habe ich Corry www.corrys-books.com um ihre Tage in Budapest beneidet! Mitte des Monats stehen bei mir ja einige Lesungen aus den Dorian Grave-Bänden an, und bis dahin werde ich mich dem Nachfolger zur Offenbarung widmen. Oh, und heute habe ich eine Matratze gekauft ...

Aber das, verehrte Leserschaft, geht nun wirklich zu weit. Bis zum nächsten Mal an dieser Stelle bleibe ich Ihr und Euer


Stephan M. Rother

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Kritik (aus reiner Vernunft)

Wenn du kritisiert wirst, dann musst du irgend etwas richtig machen. Denn man greift nur denjenigen an, der den Ball hat.
Ein wie ich finde sehr einprägsames und prägnantes Zitat von Bruce Lee. Der konnte ja ziemlich prägnant werden. Und er hat natürlich auch Recht. Aus reiner Vernunft, verehrte Leserschaft, ist es guter Brauch, dass ein Autor zur Kritik an seinen Werken den Mund hält.

Mit Verrissen kann ich recht gut, mit lobenden Worten noch wesentlich besser leben. Letztlich ist ja auch negative Kritik eine Auszeichnung: Wenn mir jemand Wurst ist, oder ich denke, da ist Hopfen und Malz verloren, werd' ich mich gar nicht erst zur Kritik aufraffen. Kritik ist also eine Form von: Du bist mir wichtig. Da hat sich jemand die Zeit genommen, nicht allein mein Buch zu lesen, sondern er sinniert auch gleich noch darüber und teilt uns seine Gedanken mit. Dabei stelle ich eigentlich nur einen einzigen Anspruch an den Kritiker: Er sollte das Buch eben auch wirklich gelesen haben. Ich spreche jetzt nicht von Rezensenten, die glauben, das Buch verdammen zu müssen (1 Punkte-Rezension bei Amazon: Mindestens zwei objektive Unrichtigkeiten. Na, wer findet sie?)



Nein, ich spreche nicht von solchen sprichwörtlichen Peanuts, verehrte Leserschaft. Wir sehen uns hier gegenwärtig Vorgängen gegenüber, die ich einfach nur als haarsträubend bezeichnen würde, wenn ich denn noch Haare hätte:

Am kommenden Freitag, 30. Oktober, werde ich ab 20 Uhr in der Uelzener Buchhandlung Schimmel aus der Offenbarung lesen. Die Presse hat im Voraus berichtet, u.a. gestern mit der Schlagzeile "War Jesus schwul?" Zugegeben, das ist nicht eben understatement, und es ist zudem - was im Artikel dann auch angesprochen wird - nicht die Kernbotschaft des Romans. Dennoch: Die Fragestellung sollte erlaubt sein. Genau das aber sehen offenbar einige Zeitgenossen anders. Drohungen ("Wenn diese Lesung stattfindet, passiert was."), Verunglimpfungen von Mitarbeitern ("unmoralische Person") und ein gewisser unfreiwilliger Humor ("Wenn Sie das wirklich machen, ruf ich die Kirche an.") - alles, wie ich vermute, auf Grund des Artikels, nicht etwa nach Lektüre des Buches!



Bis gestern war ich im Zweifel, ob die Botschaft der Offenbarung in unserer Zeit eigentlich noch eine echte Brisanz hat. Diese Entwicklung aber hat mich - schmerzhaft - eines Besseren belehrt.

Ich behaupte nicht, Jesus sei schwul gewesen! Das Buch ist ein Roman! Und ein Roman ist ein Roman ist ein Roman (frei nach Sappho; passt irgendwie). Wenn ich aber behaupten wollte, Jesus sei schwul gewesen, dürft ich auch das, verdammich! Tu ich aber nicht!

Wir können dann auch gern kontrovers diskutieren. Das wünsche ich mir sogar. Natürlich wird die Lesung stattfinden. Menschen sind auf dem Scheiterhaufen und im KZ gestorben für die Freiheit des Wortes. Da werden wir doch nicht einknicken um einiger Wirrköpfe Willen, die nicht einmal wissen, worüber sie sich beschweren. Ich persönlich halte die Offenbarung, die natürlich zuerst einmal ein hoffentlich spannender Thriller ist, sogar für ein "gläubiges" Buch. Aber um das zu begreifen, sollte man's gelesen haben. Wer den Autor nicht durch den Kauf indirekt fördern will --> Stadtbücherei.
Und Ihr werdet die Wahrheit erkennen. Und die Wahrheit wird Euch frei machen.
Bis demnächst an dieser Stelle, vielleicht ja unter dem Motto "Wenn opus dei zwei Mal klingelt". Oder auch nicht.

Auf jeden Fall bleibe ich bis dahin Ihr und Euer

Stephan M. Rother

Sonntag, 18. Oktober 2009

What a mess (wieder mal) (2)

Und so, verehrte Leserschaft, liegen die heiligen Frankfurter Messehallen für dieses Jahr schon wieder hinter uns. Verehrte Leserschaft, Sie haben richtig gelesen. Nichts "Potentielles" mehr. Nachdem die Letzte Offenbarung nun im Buchhandel liegt (wenn nicht gar bereits bei Ihnen daheim auf dem Nachttisch), und der zweite Dorian Grave-Roman womöglich noch obenauf, fühlt sie sich einfach eine Spur weniger virtuell an, die Leserschaft.



Ganz besonders hat mich natürlich gefreut, dass ich auf der Messe einige Leserinnen und Leser persönlich kennenlernen durfte. Allen voran denke ich da an ... ich denke, ich nenne sie mal "Tess". Tess, müssen Sie wissen, sind im Grunde zwei. Zwei junge Damen, denen wir vergangenes Jahr bei der Vorstellung des ersten Dorian Grave-Bandes erstmals begegnet sind. Irgendwann hatten entweder meine Frau oder ich "Tess" dann in einem Literaturforum aufgespürt, und daraus hat sich ein loser, aber herzlicher Schriftwechsel entwickelt. Entsprechend war ich aus dem Häuschen, als beide Tessen anlässlich des zweiten Grave dann plötzlich wieder vor mir standen. Das Schönste dabei: Die Baumhaus/Lübbe-Gruppe hatte sich ein besonderes Gimmick ausgedacht, eine Verlosungsaktion mit einer sehr, nun, lebhaften Moderatorin. Und wer war unter den Gewinnern? Genau! Es war eine Freude, und das auf allen Seiten. Ein weiteres Dorian Grave-Exemplar ging übrigens sogar hierher, in unsere Heideheimat, und zwar an eine bekennende Kettenleserin. Sogar auf ihrem T-Shirt bekannte sich die junge Dame zu ihrem ungewöhnlichen Laster. Ein mutiger Schritt! :D Gleich im Anschluss ging es dann weiter zu einem Fototermin mit einem Herrn von der dpa, der mich mehrfach ermahnen musste, doch noch eine Spur strahlender zu lächeln. Dabei hatte ich - siehe Anlage - so intensiv geübt.



Treffen über Treffen: Am cbj-Stand sehr guten Kaffee mit meinem Freund und Agenten Thomas Montasser und seinem Sohn Philipp, dem kommenden Kryptologie-Genie. Wir grübeln heuer gemeinsam über Schandtaten zur Fortsetzung der Letzten Offenbarung. Bei Blanvalet hatte uns am Freitag ja bereits Urban Sugar Ray Hofstetter begrüßt. Gestern nun stand dort Pressearbeit auf dem Programm. Aber was heißt "Arbeit", wenn man so sympathisch von der Pressedame Frau Kunzelmann in Empfang genommen wird? Mit Herrn Sterzik von der Neuen Osnabrücker Zeitung (und einigen anderen Medien) hatten wir ein sehr gutes Gespräch. Ich freue mich natürlich, wenn sich gerade die Presse so intensiv mit der Offenbarung auseinander setzt - weil dieses Buch eben mehrere Ebenen hat. Weil ich das Buch für wichtig halte, über das Thrillpotential hinaus. Wie würde die Kirche denn Ihrer Meinung nach auf eine solche Offenbarung reagieren, wurde ich gefragt. Das war eine sehr gute Frage - und sie hat mich wieder einmal zum Nachdenken gebracht.

Am Samstag hat uns außerdem Matthias Fedrowitz über die Messe begleitet, einer meiner eifrigsten Betaleser, der seit der Offenbarung und über beide Grave-Bände hinweg dabei ist. Seine Idee war es auch, in einer der (leider zu kurzen und zu wenigen) Pausen die Akrobaten aus dem Gastland China aufzusuchen. Wirklich sehenswert - nur als ich den Drachen sah, musste ich gleich wieder an den zweiten Grave denken, und vorbei war's mit der Entspannung. Bei der Lübbe-Baumhaus-Präsentation waren dann noch einmal ganz besondere Gäste dabei: das Team aus der Stadtbücherei Espelkamp, wo ich kommenden Monat den "Fluch des Dorian Grave" präsentieren werde. Eine Freude - und ein Wiedersehen, hat meine Frau doch eben dort ihre Ausbildung erlebt und ich habe sehr schöne Erinnerungen an das ungewöhnliche ostwestfälische Städtchen.



Bevor es nun aber zu pittoresk wird: Die Messe war ein Erlebnis - und irgendwie auch ein "Überlebnis". Ich fühl mich mindestens so untot wie Dorian Grave und möchte an dieser Stelle nur noch einmal allen von Euch und Ihnen danken, mit denen ich tolle Gespräche hatte und mich bei allen entschuldigen, für die ich einfach nicht die Zeit hatte, die ich gerne hätte aufbringen wollen. Beim nächsten Mal ... ganz bestimmt :)

Ansonsten aber bleibe ich wie immer bis bald an dieser Stelle Ihr und Euer


Stephan M. Rother

Samstag, 17. Oktober 2009

What a mess (wieder mal)

Und so, verehrte potentielle Leserschaft, sind wir nun in Frankfurt angelangt, pünktlich zur Präsentation des Dorian Grave'schen Fluchs wie der Letzten Offenbarung. Welch ein Erlebnis! Der Baumhaus-Stand musste von gefährlich aussehenden Beamten bewacht werden, total uninformiert ... oops. Ein n zu viel. "uniformiert" meinte ich. Sprachechöre, kreischende und weinende junge Mädchen, sobald wir auftauchten.

Leider nicht meinetwegen, sondern weil mein lieber Kollege Klaus Baumgart und Til Schweiger ihr Buch "Keinohrhasen" präsentierten. Wir präsentieren ja erst heute. Hoffentlich sind die Mädels bis dahin wieder bei Stimme.



Anbei aber zumindest ein erster Eindruck von Blanvalet. Urban (dessen übrige Vornamen unbekannt bleiben müssen) Hofstetter und meine Wenigkeit vor drei Spalten Letzter Offenbarung. Bisher bin ich von keiner dunklen Gestalt angegriffen worden. Der einzigen, die mir über den Weg lief (Wolle Hohlbein mit Sonnenbrille) konnte ich eben noch ausweichen.

Ob das heute auch so glimpflich abgehen wird? Ich werde berichten, verehrte potentielle Leserschaft und bleibe bis dahin Ihr und Euer


Stephan M. Rother

Dienstag, 13. Oktober 2009

Ausgeliefert

Nun also, verehrte potentielle Leserschaft, ist der Tag gekommen: Seit gestern wird mein bis dato wahrnehmbarstes "Oeuvre" (wie die regionale Presse formulierte),
Die letzte Offenbarung
nämlich, an den Buchhandel verschickt. Ausgerechnet in derselben Woche wie der neue Colt Seav... Sorry, der neue Dan Brown natürlich (regelmäßige Leser werden sich an einschlägige fiese Bemerkungen an dieser Stelle erinnern).



Ich gestehe ganz offen, dass ich einigermaßen aufgeregt bin: Wie wird ein Buch, das so eindeutig Publikumstitel ist, im Handel ankommen? Wird die ganz große Leserschaft sich im selben Maße von der Geschichte fesseln lassen wie ich selbst? Ist die Story im Kopf des Lesers so gewaltig wie in meinem eigenen? Und haben wir ausreichend caffè im Haus, falls die Herren von Opus Dei oder von der Pius-Bruderschaft reinschauen? Jedenfalls war's eine hübsche Koinzidenz, dass pünktlich zur Veröffentlichung der Bausparvertrag fällig wurde. Mit so einer neuen Sicherheitstür fühlt man sich doch irgendwie ... sicherer.

Und wärmer, sowieso. Ich meinte eben schon zu meiner Frau, der Winter stände ja jetzt vor der Tür. Wie sich dann herausstellte, war es aber doch der Kater ... Ja, Mephi, den ich Euch und Ihnen vor einigen Wochen vorgestellt habe. Er ist nun tatsächlich fest bei uns eingezogen - ich denke, das kann man so ausdrücken (von vorn nach hinten: Max, Mephisto, Maddy. Und, ja, das ist "die Bettwäsche von IKEA).



Aber Winter hin oder her: Das Fortschreiten der Jahreszeit ist kaum zu leugnen. Ein klein wenig beneide ich unseren Amadeo Fanelli, der "auf den Straßen des sonnigen Rom flanieren" kann, wie Professor Helmbrecht es in einer für einen der Nachfolgebände bestimmten Szene ausdrückt, an der ich gerade arbeite. Ich habe mir überlegt, dass diejenigen Leser, die vielleicht in diesen Tagen durch die Lektüre der 'Offenbarung' auf dieses Blog aufmerksam werden, an dieser Stelle möglicherweise auf die ein oder andere Hintergrundinformation zur Entstehung des Romans hoffen. Wenn Sie also bis hier gekommen und nicht spätestens bei der Katzengeschichte abgesprungen sind: Ja, ich hab das im Hinterkopf. Schauen Sie bei Interesse doch auch einmal auf die Blogeinträge aus den ersten Monaten des vergangenen Jahres (Januar/Februar 2008).

Je mehr ich drüber nachdenke, desto verführerischer wird die Vorstellung, wieder einmal "vor Ort" an einem Roman zu arbeiten. Bei den Mystery- und Gothic-Thrilern um die Fans des Schockrockers Dorian Grave ist das ja keine Kunst: Die spielen hier in der Region. Bei den Amadeo Fanelli-Geschichten verhält sich das etwas anders. Leider ist es mir in den letzten Jahren nicht gelungen, die Ewige Stadt noch einmal aufzusuchen. Lediglich die Rom-Szene am Beginn meines ersten Mitteltalter-Thrillers, "Der Adler der Frühe", ist auch tatsächlich in Rom entstanden. Doch ich glaube ganz ernsthaft, dass niemand, der die Hauptstadt der römisch-katholischen Christenheit einmal besucht hat, sich ihrem Zauber so ganz entziehen kann. Mir jedenfalls ging es so in dem kleinen Hotel in Prati, von der Via Oddone bzw. von Trastevere aus betrachtet also auf der anderen Seite des Vatikan. Vermutlich abgebrannt am Beginn des Romans. Schade eigentlich.

Das sind, zugegeben, noch nicht eigentlich Hintergrundinformationen - aber vielleicht haben Sie ja Lust, sich das aus erster Hand (oder: erstem Mund) anzuhören. Auf der Buchmesse möglicherweise? Wir werden von Freitag bis Sonntag vor Ort sein (Anmerkung an Opus Dei: Gebt's auf. Wenn wir nicht da sind, hat jemand ein Auge auf das Haus, und Mephi kann verdammt ungemütlich werden, wenn jemand sein Revier betritt, der da nicht hingehört.) Samstag um die Mittagszeit steht am Blanvalet-Stand ein Interviewtermin an, und ab 15 Uhr lese ich dann am Baumhaus-Stand (Halle 3.0 Stand C 142) aus dem "Fluch des Dorian Grave". Vielleicht sehen wir uns ja? Ich würde mich freuen.

Und ansonsten bleibe ich bis demnächst an dieser Stelle Ihr und Euer


Stephan M. Rother

Montag, 31. August 2009

Mephi, Matschie, Machiavelli

Keine Sorge, verehrte potentielle Leserschaft: Ich beabsichtige nicht, mich künftig an dieser Stelle in die Niederungen der Politik zu begeben - ich bemühe mich vielmehr nach Kräften, auch fürderhin möglichst spannend zu schreiben. Doch mir kam heute irgendwie in den Sinn, dass es eigentlich ein Armutszeugnis ist, wenn die schreibende Journaille nicht auf ein Wortspiel kommt, nach dem die Umstände wirklich schreien. Zum Hintergrund: Herr Matschie aus dem schönen Thüringen fährt ein achtzehn Prozent-Ergebnis ein, möchte sich gerne mit einem seiner Mitbewerber zusammentun, der fünfzig Prozent mehr bekommen hat - aber nur, wenn er, Matschie, dabei an der Spitze stehen darf. Eine irgendwie durchschaubare Begründung gibt es nicht - wenn's um Moral ginge, müsste man entweder ganz oder gar nicht. Also geht um Macht, frei nach dem berühmt-berüchtigten Staatstheoretiker der Renaissance, Niccolo Machiavelli. Machiavellismus also, oder hier: Matschieavellismus. Eine zugegeben nicht erschöpfende Durchsicht der Tagespresse zeigt: Kein Mensch macht dieses Wortspiel. Warum? Ist die schreibende Zunft zu rammdösig? Traut man dem Leser nicht zu, den Zusammenhang zu begreifen? Erfreulich ist keine der Alternativen.

Das fiel mir gerade noch am Rande ein, als mir bewusst wurde, dass ich Euch und Ihnen unbedingt noch ein Bulletin meines Lebens & Strebens im vergangenen (und noch eine knappe halbe Stunde vergehenden) Monat zukommen lassen wollte.

Zunächst eine ganz private Sache: Wir haben Zuwachs. Gut, er ist schon ein älterer Herr. Wir haben ihn Mephisto genannt (er hat ein bisschen was von Brandauer). Auf einmal war er hier, halb verhungert und mit einer üblen Bronchitis. Unsere Tierärztin (Frau Dr. Janssen, Bad Bodenteich - an dieser Stelle meine ausdrückliche Empfehlung für alle lokalen Tierhalter) schätzt ihn auf etwa zehn Jahre. Trotz wirklich intensiver Bemühungen ist es uns nicht gelungen, herauszufinden, wo er herkommt. Er hat blaue Tätowierungen in den Ohren, die aber zu verwaschen sind, um sie noch zu lesen.
Bisher habe ich mich ja bemüht, an dieser Stelle keine rein privaten Themen anzusprechen, aber in diesem Fall ... Vielleicht ist das ja doch noch eine letzte Chance für eine "Familienzusammenführung" (obwohl ich Mephi sehr vermissen würde). Jedenfalls, das ist er:



Er ist ein massiges Kerlchen, und er war mal sehr, sehr propper (und wird es auch gerade wieder). Definitiv die größte Hauskatze, die ich je gesehen habe. Und ein gutmütiges Kerlchen. Sehr inspirierend - alle unsere Katzen inspirieren mich, aber Mephi ist doch etwas Besonderes. Er hat etwas unglaublich Gemütliches an sich, und ich freue mich, dass er sich offenbar entschlossen hat, seinen Lebensabend bei uns zu verbringen. Jedenfalls zeigt er keinerlei Interesse, noch einmal eine Tatze vor die Tür zu setzen.

Gegenwärtig lebe und strebe ich ja wie schon berichtet den zweiten Amadeo Fanelli-Roman an, die Fortsetzung der Letzten Offenbarung, demnächst (inzwischen kann man das wohl so sagen; auf der Buchmesse wird sie zu bewundern sein) in der Buchhandlung Ihres/Eures Vertrauens. Nachdem das erste Exposé, das ich durchaus schon mit Liebe und Sorgfalt gestaltet hatte, doch ein wenig arg nach "Abenteuerroman" klang, habe ich mir das Ganze noch einmal vorgenommen, um den Thrillfaktor zu erhöhen. Eigentlich mag ich ja keine ZU spannenden und unheimlichen Geschichten. Viele Leute erzählen, dass ihnen ganz anders wird, wenn sie irgendwelche Horrorgeschichten lesen. Haben diese Leute eine Vorstellung, was es für ein Gefühl ist, diese Dinger zu schreiben? Aber gut, Stephen King bin ich nicht (nachdem ich kürzlich ja schon aufgezählt habe, wer ich alles nicht bin). Doch die Dorian Grave-Sache war ja schon unheimlich genug, der zweite Teil, der Fluch, ist es auch, und die Offenbarung ... aber die soll die verehrte potentielle Leserschaft jetzt bitte erst einmal konsumieren.

Im zweiten Teil, dem Babylon Virus sitzen meine Protagonisten im Moment gerade im Flieger und unterhalten sich über Jean-Francois Champollion, den ungen Mann (er wurde auch nicht sehr alt), der die ägyptischen Hieroglyphen entziffert hat. Ein sehr spannendes Thema. Erst im Laufe der Recherche habe ich mich wieder intensiver mit dieser Materie beschäftigt, die mich in meiner Jugendzeit wirklich fasziniert hat. Es gab da ein Buch von Philipp Vandenberg (ich glaube, so hieß er) über unheimliche Ereignisse und Zusammenhänge rund um die Pyramiden. Irgendwie ist alles retro im Moment - ich warte stündlich darauf, dass aus meinem schütteren Schädel wieder Haare sprießen.

Doch noch stehen wir am Anfang unserer neuen Story. Das Exposé für die ersten zweihundert Seiten hat inzwischen sehr konkrete Form. Ich denke, dass es da flott voran gehen wird. Wenn das wirklich so geschieht, sollte ich bis zur Buchmesse schon ein gerüttelt Maß absonderlicher Ereignisse zusammen haben. Doch dazu werde ich dann im Rückblick berichten.

Für heute bleibe ich wie immer einstweilen Ihr und Euer


Stephan M. Rother

Freitag, 31. Juli 2009

Man hat sich bemüht

Ein zweiter Teil, verehrte potentielle Leserschaft, ist immer eine etwas merkwürdige Angelegenheit. J.D. Salinger hat bekanntlich vor kurzer Zeit alle möglichen und unmöglichen Hebel in Bewegung gesetzt, um die von einem schwedischen Autor geplante Veröffentlichung einer Fortsetzung seines catcher in the rye zu verhindern. Nun hat man von Salinger seit etwa einem halben Jahrhundert quasi ausschließlich im Kontext gerichtlicher Auseinandersetzungen gehört, und ... Jedenfalls: Es gibt Autoren, die schreiben den zweiten Teil eines Romans selbst, und sie tun es sogar ganz freiwillig.

Wer meine Postings an dieser Stelle in den vergangenen Monaten verfolgt hat, weiß, dass auch mich in der ersten Jahreshälfte ein solcher zweiter Teil umgetrieben hat - der Fluch des Dorian Grave in diesem Fall, ein neues Abenteuer um Leonie Hartheim und ihre Freunde, allesamt Fans des namengebenden, verblichenen Goth-Rock-Idols Dorian Grave. Seit Mitte Juli flucht jetzt mein Lektor Harald Kiesel ob dieses Elaborats. Ich bin schon äußerst gespannt auf seine Anmerkungen und bereite mich derweil ... nein, nicht auf einen dritten Teil vor (den wird es in dem Moment geben, in dem die Story von Neuem Anlauf nimmt und mich, frei nach Wolfram von Eschenbach, anspringt). Nein, ich arbeite zwar an einer Fortsetzung, verwandle mich dabei aber wiederum von einem sechzehnjährigen Gothic-Teenie in einen Restaurator von Mitte dreißig. Mit anderen Worten: Amadeo Fanelli ahnt noch nicht, welch neue Fährnisse seiner harren, aber ich ahne es. Eigentlich ist es sogar mehr als eine Ahnung. Exakt handelt es sich um ein vierseitiges detailliertes Exposé, an dem ich in diesen Tagen letzte Hand anlege. Sobald ich zufrieden bin, wird's Ereignis. Wahrscheinlich werde ich dazu in den kommenden Tagen noch einmal das Pergamon Museum aufsuchen.

Solche Inspirationen, die verehrte potentielle Leserschaft kann das ja regelmäßig verfolgen, sind wichtig für mich. Ich muss visualisieren. Ich muss ein Bild im Kopf haben, einen Klang, einen inneren Soundtrack zu dem Buch, an dem ich gerade arbeite. Für das neue Projekt könnte das Depeche Modes Songs of Faith and Devotion sein, eine Veröffentlichung, die so inspiriert und spirituell ist, wie es das aktuelle Album (Sounds of the universe) gerne wär'. Natürlich gibt es daneben ständig weitere, neue Anregungen durch Wort, Bild und Klang. Ich werde häufig gefragt, was ich eigentlich selbst lese. Einige Rezensenten scheinen besessen von der Vorstellung, ich würde Dan Brown rauf und runter studieren, dabei kenne ich ausschließlich die erste CD einer Hörfassung eines seiner zwei oder drei Bücher ... Eine obskure Geschichte über einen Einbruch im Louvre, bei dem die Protagonisten entkommen, indem sie irgendwie einen Sender oder ein Handy auf einen vorbeifahrenden LKW schmeißen und sich selbst im stillem Kämmerlein verstecken. Mit Verlaub, aber das gab's bei Colt Seavers jede Woche im Vorabendprogramm. Und die Story als solche - sie wird ja ausreichend kolportiert. Ich vermag nicht nachzuvollziehen, was daran reizvoll sein soll nach Umberto Eco. Wenn ich Eco und Colt Seavers kenne, was brauch' ich noch Herrn Brown? Vermutlich kennen seine Leser weder den einen noch den anderen. Sonst habe ich keine Erklärung.

Ich glaube, dass neue Ideen wichtig sind. Eine Geschichte, die von innen kommt, und in der der Autor so viel von sich gibt, wie er nur kann. "Man hat sich bemüht" lesen wir auf dem Grabstein von Willy Brandt, und ich finde, das kann von jedem Menschen erwartet werden zu jeder Zeit. Aus welcher Perspektive man meine Geschichte dann verfolgt, ist gar nicht so wichtig. Wenn es eine gute Geschichte ist, kann ich sie als Unterhaltungsroman lesen oder von mir aus auch als Literatur (wobei ich weder Walser, noch Böll, weder Grass, noch Frisch bin. Ich bin nicht mal Daniel Kehlmann. Aber Arno Schmidt, den mag ich, vielleicht weil er vor vierzig oder fünfzig Jahren an den gleichen Orten gewandert ist, an denen ich heute unterwegs bin, und uns gemeinsame Inspirationen verbinden).

Anfang der Woche waren wir an der Quelle an der Rückseite des Uelzener Krankenhauses, an der vergangenes Jahr die Bilder zum ersten Grave Video entstanden sind. Ein Eindruck, der mich ins Grübeln gebracht hat.

Der Blick im Juli 2008 - und im Juli 2009:



Erschreckend? Erschreckend.

Doch beim Erschrecken darf es eben nicht bleiben. An dieser Stelle müssen wir anfangen, uns Mühe zu geben.

Darüber, verehrte potentielle Leserschaft, werde ich in Kürze an dieser Stelle berichten und bleibe bis dahin Ihr und Euer


Stephan M. Rother

Sonntag, 14. Juni 2009

Spätlese


Welches Bild, verehrte potentielle Leserschaft, macht sich der durchschnittlicher Leser eigentlich vom Alltag eines durchschnittlichen Autors? Gegenfrage: Den durchschnittlichen Leser, gibt es ihn? Und wenn ja - hätte er einen besseren Autor verdient als einen - eben - durchschnittlichen? Und umgekehrt.


(Im Bild: Klaus-Dieter Lindeck vom Kunstverein Meißen bei der Anmoderation zum "Dorian Grave")

Die Einstiegszeilen mögen, zugegeben, noch eine Spur wirrer anmuten als das an dieser Stelle Gewohnte. Wie kommt's?


Nun, zum Einen sicherlich eine Folge literarischen Overkills nach einem Wochenenden auf dem Literaturfest Meißen im Freistaat Sachsen, von dem ich samt Gattin just zurückkehre um spätlesetechnisch Zeugnis abzulegen.


Zum Anderen dürfte meine heutige Lesung aus dem "Mantel der Winde" ihren Teil beigetragen haben, die ich wider Anraten selbiger (nämlich der im vorangegangenen Satz versteckten Gattin) oben ohne absolvierte, so dass einstweilen noch nicht abschließend beurteilt werden kann, was die Sonne Sachsen im schütteren Schädel des Schreiberlings angerichtet hat.


Ich möchte diese Zeilen vor allem nutzen, um mich noch einmal ganz herzlich beim Publikum in Meißen und den Veranstaltern vom Kunstverein und ihren Partnern zu bedanken - dafür, dass sie dieses spannende und ambitionierte Projekt ins Leben gerufen haben und für die gastliche Aufnahme in der "Wiege Sachsens". Liebe Meißener, Ihr seid toll!


Es war eine tolle Erfahrung im Ambiente des historischen Meißener Marktes und eingerahmt von Profis aus Entertainment (die sympathische Puppenspielerin und Autorin Sabine Winter), Politik (Bundesminister de Maiziere) und Entertainment und Politik (Schauspieler und Ex-Bundespräsidentenkandidat Peter Sodann) vom Geheimnis des Dorian Grave und den Fährnissen rund um die Suche nach dem Mantel der Winde zu berichten.


Historische und Fantastische Literatur stand im Mittelpunkt der insgesamt viertägigen Veranstaltung. Dabei kamen von visionären Klassikern wie der divina comedia bis zu Genreveröffentlichung a la Joanne Rowling/Thomas Finn/Iny Lorentz die unterschiedlichsten Ansätze zu ihrem Recht. Ein ganz großes Bogen also, ein wahrhaft weites Feld ... Es ist ein wirklich tolles Gefühl, ein kleines Rädchen in diesem (im wahrsten Sinne des Wortes) fantastischen Kosmos gewesen zu sein. Eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte.


Während ich mich nun bereit mache, das glühende Haupt mit einer Quarkpackung zu kühlen, bleibe ich bis zum nächsten Mal Ihr und Euer


Stephan M. Rother

Samstag, 9. Mai 2009

Eine lange Wegstrecke

Es ist schon eine ganze Ecke, verehrte potentielle Leserstrecke, wenn man vom einstigen Kloster Ebstorf aus in jene Region unterwegs ist, die die Leser des ersten Dorian Grave-Bandes grob als "Danlo" identifizieren können: Das hoch gelegene, wasserlose, sandige Land oberhalb der Quellentäler der Hardau, des Bornbachs, der Aue/Ilmenau, der Lutter und Lachte und ihrer Nebenbäche. Die Gegend also, in der man mich frei rumlaufen lässt. Vermutlich zählen die Wildschweine mich inzwischen zu den ihren.

Dennoch: Dieses Land ist dunkel und gefährlich. Vom dunklen Herz der Erde ist die Rede im Roman, und das nicht ohne Grund. Der Unkundige kann auf Wege geraten ... Aber, hey, wozu schreib ich einen zweiten Teil?

Heuer gibt es Bemerkenswertes zu vermelden: Für den 27. Mai ist die Veröffentlichung der Hörbuchfassung des Dorian Grave-Romans angekündigt. Grund genug für mich, dem Künstler meine Aufwartung zu machen:



Anlass war eine besondere Ehre, die mir zu Teil geworden ist. Immer wieder werde ich gefragt, wie sich Dorian Grave und seine Band "Dead Art" denn nun eigentlich anhören. Traurig genug, dass noch immer so wenige Menschen mit der Musik dieses beachtlichen Künstlers vertraut sind. Das mussten wir ändern, und so habe ich mich noch einmal auf die Spur des Soloalbums des verblichenen Mr Grave gemacht und mit tatkräftiger Unterstützung einer langen Reihe von Mitstreitern das offizielle Video zum Dorian Grave-Titel "On a long plain" abgedreht.



Ein aufregendes Unternehmen, das uns nicht allein in die finstersten Winkel dieses geheimnisvollen Landes führte, sondern auch an andere, nicht ganz so finstere Stätten der Handlung. Sehen, verehrte potentielle Leserschaft, Lauschen und Staunen. Und das Hörbuch auf den Einkaufszettel, logisch. Dann gibt's im Herbst auch die Fortsetzung, oder - wie Wally das Werschweinchen sagen würde ... Doch das ist eine andere Geschichte ("Der Fluch des Dorian Grave" nämlich), von der beizeiten zu berichten sein wird.

Für heute bleibe ich Ihr und Euer


Stephan M. Rother

Mittwoch, 29. April 2009

Die besten Geschichten ...

Die besten Geschichten, verehrte potentielle Leserschaft, schreibt ohne jeden Zweifel das Leben.

Eine solche berichtete ich gerade meinem Mentor. Man stelle sich folgende Situation vor:

SAMSTAG FRÜH, HALB SECHS! Ein Mordsradau! Wir denken, oh Gott, der Spielmannszug. Nein, er war es nicht. Es war ein LKW mit offener Ladefläche, der besoffenen Mannschaft, einer Stereoanlage und mannsgroßen Boxen mit Marschmusik!

Replik meines Mentors:

"Dafür würde man in Österreich erschossen, in der Schweiz verklagt, und in Italien steht sowieso keiner so früh auf."

Ich musste das einfach gerade loswerden :)

Samstag, 18. April 2009

Am Schweinesuhl

Der Eisenbach? Der kommt aus einem Schweinesuhl!

So, verehrte potentielle Leserschaft, sprach Fred von Hartheim zu mir. Selbiger, sollte ich erläutern, nimmt eine nicht exakt definierte Position im Ensemble "Schafspelz" ein. Auf jeden Fall gehört er zur prominent vertretenen Rhythmussektion dieser Nachwuchsformation, mit der Lady Ginevra, meine langjährige Bühnenpartnerin, jetzt die Mittelaltermärkte dieser Republik unsicher macht. Ein Weg, den ich nicht mit ihr gehen konnte, den wir aber gespannt und mit Wohlwollen verfolgen.



Zurück zu Fred - oder besser zu seiner Aussage Eisenbach-bezüglich. Ich kannte Fred bisher nur als Installateur oder Installateursähnliches (irgendwas hat er hier mal repariert), doch als ich im August vergangenen Jahres seinen Künstlernamen "von Hartheim" hörte, wurde ich natürlich hellhörig. Der Name Hartheim wird den Lesern des Dorian Grave sicherlich vertraut sein, und sie werden sich an dieser Stelle möglicherweise fragen, wie Fred ihn schon vor Erscheinen des Romans kennen konnte. Verbalinspiration? Schon. Auf eine Weise. Allerdings war diese nicht über den Grave-Roman geschehen, sondern über meinen Debüt-Roman Der Adler der Frühe, und der lag schon eine Reihe von Jahren vor. Also nichts Übersinnliches - bis hier. Die Geschichte um Schwester Agnetha, den Franziskaner Bruder Björn, den Müller Benno und Amme Annafrid ist natürlich schon ziemlich spooky und antizipiert zumindest im Sinne des musikalischen Kontexts the shape of things to come. Mit anderen Worten: Bei näherem Hinsehen war mein Geschreibsel schon immer ein wenig sonderbar.

Aber wir waren beim Schweinesuhl - oder genauer gesagt: Ich war noch nicht dort - bis heute. Hierzu ist zu bemerken, dass am Ende des Adlers der Frühe von der Gründung eines Klosters an einem Ort namens "Hartheim" berichtet wird. Dieser Ort ist recht eindeutig verortet, und zwar jenseits der Hügel, die den mittelalterlichen Marktflecken Bodenteich im Westen überragen, vulgariter: Die Wierener Berge. Auch die Lage von Leonie Hartheims Heimartort Waldlingen (im Schatten mittelalterlicher Klosterruinen) kann der Ortskundige ungefähr bestimmen: Ein Stückchen östlich der Bundesstraße 4, anscheinend etwas südlich der Siedlung Breitenhees. Alles zusammengenommen ergibt recht gute Möglichkeiten zur Lokalisierung. Jedenfalls erscheint es nicht völlig unsinnvoll, Waldlingen und seinen Nachbarort Kerkendorf rund um die Heideorte Bokel und Nienwohlde zu suchen. Und aus Nienwohlde kommt er, der Eisenbach. Und der Fred. Fred von Hartheim also und der Schweinesuhl.



Ich war mir nicht vollständig sicher, was ich mir unter einem Schweinesuhl vorstellen sollte. Mir war lediglich bekannt, dass sich Schweine eben suhlen. Um Details zu kennen, war ich der Spezies einfach nicht vertraut genug. Im Zuge meiner quellenkundlichen Wanderungen nach Danlo hatte ich mir aber schon seit einiger Zeit auch den Schweinesuhl vorgenommen. (Zur exakten Lage Danlos möchte ich übrigens keine weiteren Angaben machen. Society must be protected. Und die Quelle erst recht.) Das Quellwasser der uralten Siedlungskammer rund um Wrestedt, Stadensen, Nettelkamp, Nienwohlde zählt zum reinsten und besten, das im Norden Deutschlands zu finden ist, auch wenn das Wasserwerk Stadensen II heute aus weit größeren Tiefen in unseren Wasserhahn fördert. Die Quellen versiegen, verwandeln sich in Schweinesuhle ... Nun, heute war es so weit.

Die Quelle des Eisenbachs liegt eingebettet in einen locus amoenus, dass dem Humanisten schier schwindlig wird. Da ist zunächst einmal der Ort Nienwohlde selbst (die Vorgängersiedlung +Bornwohlde konnte die Forschung bis heute nicht eindeutig identifizieren; das mach ich noch). Die Bewohner bessern dieser Tage gerade wacker die Einfahrt vor ihrem Spritzenhaus aus. Auch da muss es eine Quelle geben - sonst stände es nicht gerade dort. Vermutlich haben sie sich schon gewundert, warum dieser silberne Hyundai da neuerdings zwei Mal am Tag im Schritttempo vorbeifährt und auf den Straßen verschwindet, die nirgendwo hinführen. Nur zum Schweinesuhl. Im Norden erhebt sich der Höhenzug des Streisenbergs (eiszeitlich, wie fast alles hier), im Süden dies Ausläufer der Mollberge. Offenbar haben dort einmal Hügelgräber existiert - ob es deren Überreste sind, die ich gefunden habe, da bin ich mir nicht ganz sicher. Was ich gefunden habe, waren Steine. Viele Steine. Verflucht große Steine. Eines der Anfang der Woche durchwanderten Täler der Mollberge trägt übrigens den Namen "Bannhorst". Die genaueren Zusammenhänge werden dem aufmerksamen Leser klar werden, wenn er im Oktober den Fluch des Dorian Grave in Händen hält. (Vielleicht ist das für den einen oder anderen Leser sogar interessanter als Schweinesuhle & Spritzenhäuser: Der zweite Teil der Geschichte um Leonie Hartheim und ihre Freunde wird Herbst bei Baumhaus erscheinen, und was Sie an dieser Stelle lesen und Ihr an dieser Stelle lest, ist die Entstehungsgeschichte - auf eine Weise.)



Dieser Schweinesuhl ist ein faszinierender Ort. Ich hatte heute das Glück, auf Eingeborene zu stoßen, zwei Damen beim Walking. Es ist mir auf meinen Expeditionen immer sehr wichtig, in Kontakt mit den Eingeborenen zu kommen, auch wenn man manchmal etwas skeptisch angeschaut wird, wenn man fragt, ob das Wasser jener sumpfigen Senke wohl unter dem angrenzenden Feld hindurchsickert und auf der anderen Seite als Eisenbach wieder zum Vorschein kommt. Genau das geschieht nämlich! Wir könnten geradezu vom Danlo-Phänomen sprechen. Die Damen waren sehr freundlich zu mir, obwohl ich nicht genau erklärt habe, warum mir das alles so wichtig ist. Heute Abend merkte ich gegenüber meiner Frau an, dass man mich vermutlich für seltsam gehalten habe, und ob es nicht besser gewesen wäre, eine kurze Erläuterung meiner Intentionen zu geben. Sie ermunterte mich, besser weiter zu schweigen. Es wäre möglich, dass ich keine Auskünfte mehr erhielte, wenn den Leuten klar werde, wie seltsam ich tatsächlich sei.



"Das sind die Quellen dort unten", erklärten mir die Damen. Nein, das sei kein Oberflächenwasser. Das ist im Ort bekannt. "Die Quellen gehen dann weiter, überall im Ort. Und unter der Straße durch - und auf der linken Seite war dann früher der Teich." Die Welt, die uns umgibt, ist magisch. Diese Dinge sind uralt (nicht der Teich. Der war gestaut). Wir können nur stotternd nachbuchstabieren, was andere vielleicht als selbstverständliche Wahrheit wussten. Und über all dem liegt der Schleier des Geheimnisses.

„Alles auf der Welt hat mit allem zu tun“, sagt Rainer Hartheim am Beginn des zweiten Grave-Romans zu seiner Tochter. „Nur ist das oft auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Das, was wir Wirklichkeit nennen, ist nur Kulisse. Ein Vorhang, ein großes Stück Stoff, hinter dem sich die wahren Zusammenhänge verbergen.“



Rund um den Schweinesuhl ist das Gelände zu feucht, um bewirtschaftet zu werden, doch weiter oben, auf den Sandern und Endmoränen der Eiszeit wachsen die Steine aus dem Boden (wie es gestern Diethelm Lielje formulierte, der gegenwärtig meine Dichterklause anlegt, nach meinen Anweisungen exakt auf das Koordinatennetz des hiesigen Planeten ausgerichtet). Diesen Stein habe ich heute dort gesehen, nicht weit vom Schweinesuhl, von den Mollbergen und dem Ort, der einmal Bannhorst genannt wurde. Nicht immer sind diese Dinge so deutlich zu erkennen.

Bis bald an dieser Stelle bleibe ich Ihr und Euer


Stephan M. Rother

Freitag, 27. März 2009

Ausgezeichnet

Eine Riesenüberraschung, verehrte potentielle Leserschaft, erwartete mich heute Morgen, als ich heute Morgen eines meiner persönlichen Lieblingsblogs aufsuchte: Corrys Jugendbuchregal ist mir nicht erst in den letzten Wochen und Monaten ans Herz gewachsen, aber eben auch gerade seitdem, und die wirklich ... Halt! Schon wieder mal Unstimmigkeiten zwischen unserem Raum-Zeit-Kontinuum und mir. Kommt heuer erschreckend häufig vor; kann eigentlich nur an der Arbeit an Der Fluch des Dorian Grave liegen. Passt jedenfalls in die Materie.



Also der Reihe nach: Corrys Jugendbuchregal hat mir einen "Friend's Award" verliehen. Ich bin unglaublich gerührt (und ich habe dieser Tage sowieso nah am Wasser gebaut, aber dazu gleich noch). Liebe Corry, ganz ganz herzlichen Dank! Ganz ohne understatement: Habe ich das wirklich verdient? Ich bin doch gar kein echter Blogger. Dafür schreibe ich einfach zu selten (also hier im Blog; an Grave II habe ich gestern fünfzehn oder sechzehn Stunden lang geschrieben). Also: ganz, ganz herzlichen Dank!

Aber was tust Du mir an! Ich bin genauso wenig Blogleser, wie ich Blogschreiber bin! Mit Ausnahme von Corrys Seite verfolge ich nur noch die wirklich lesenswerten Berichte auf 50 projects one year - wobei ich anmerken muss, dass es da nur selten was Neues gibt für mich; das ist nämlich die Seite meiner Frau. Aber, wenn ich's recht überlege, verehrte potentielle Leserschaft, wenn ich einigermaßen richtig orientiert bin über die einschlägigen gesetzlichen Regelungen, dürfte von Euch und Ihnen niemand mit dieser wundervollen Frau verheiratet sein. Mit anderen Worten: Da gibt's dann jede Menge Neues, Aufsehenerregendes, Inspiratives (obwohl mein Ehegespons am Anfang etwas irritiert war, dass es mich zur Figur von Leonies Oma inspiriert hat) und vor allem irrsinnig Kreatives! - unbedingt mal vorbeischauen! Voller Freude und Stolz darf ich bei dieser Gelegenheit meinerseits den Award in diese Richtung und auch noch einmal an Corry weitergeben.

Eine zweite Sache, die mir unwahrscheinlich zu Herzen ging, war in diesen Tagen der Bericht im Isenhagener Kreisblatt über das Erscheinen meines 'Mantels der Winde'. Schon die Treffen mit Holger Boden sind ein Gewinn - er ist einer der wenigen Menschen, mit denen ich mir eine Quellensuche im Kollektiv vorstellen kann.
Wenige Tage darauf erhielt ich dann Post von meinem alterslosen ehemaligen Geschichtslehrer Günter Dickmann. Man muss sich vorstellen, dass Günter Dickmann für mich etwa dieselbe Rolle spielt wie Neil Young für weiland Kurt Cobain. Ein Zeichen dafür, dass es etwas Echtes gibt. Ohne Günter Dickmann wäre ich nicht dort, wo ich heute bin, ich kann das auch hier noch einmal betonen. Manches ist in eine ganz andere Richtung gegangen, als wir uns das vor zwanzig oder fünfundzwanzig Jahren vorgestellt hätten - ich werde niemals ein großer Wissenschaftler werden in dieser Weise, aber ich habe meinen eigenen Weg gefunden.

Intentio vera nostra est manifestare ea, quae sunt, sicut sunt.

Bis bald, verehrte potentielle Leserschaft, bleibe ich Ihr und Euer


Stephan M. Rother

Montag, 16. März 2009

What a mess (5)

Und so sind wir wieder zu Hause, verehrte potentielle Leserschaft - das, was übrig ist von uns nach ich weiß nicht wie vielen Fußkilometern auf dem Boden des Freistaats.



Gestern habe ich nun die Gelegenheit bekommen, den "Mantel der Winde" in den Hohen Hallen der Buchmesse selbst zu präsentieren - es hat einen Riesenspaß gemacht, den wir hier im Bilde festgehalten haben:



Wir waren sehr, sehr angenehm überrascht über die Resonanz beim jungen Publikum. Nicht, dass wir etwa Zweifel gehabt hätten, dass wir gemeinsam mit dem Baumhaus-Verlag und der Illustratorin Anne Bernhardi ein schönes Buch geschaffen hätten. Aber ein gewisses Risiko ist es dann doch, am Sonntag um Viertel nach zehn in die Lesebude in der Jugendbuchhalle zu laden, eine Viertelstunde nach Öffnung der Messepforten für das Publikum. Wenn man irgendwann um 14 Uhr liest, ist das fast ein Selbstläufer - da wird die Bude voll mit fußlahmen Messebesuchern. So kurz nach Beginn dagegen ...



Aber es war toll, zu erleben, wie die Kinder und Jugendlichen (und ihre Eltern) mitgegangen sind. Sogar ein offizieller Messefotograf ist gesichtet geworden - ein Ritterschlag, der mir zum ersten Mal zu Teil wurde. Und wenn mir eine Dame im Anschluss sagt, das sei "besser als jedes Hörbuch gewesen", das freut einen dann natürlich auch.



Mit noch mehr Freude hörte ich dann aber, was meine Frau und Ulrike Dick vom Baumhaus Verlag belauscht haben - Kinder, die nach der Lesung aus der Bude stürmten und ganz aus dem Häuschen ihren Eltern berichteten: "Der Vater von dem Jungen ist ein KATER!!!"



Und ganz besonders toll fand ich, einige junge Gäste von den Lesungen am Freitag (Grundschule Gundorf und Lindenhofschule) gleich noch einmal begrüßen zu dürfen.



Hinterher, beim Autogramme schreiben, kamen dann noch mehr Rückmeldungen. "Der Mantel der Winde", denke ich, hat einen Nerv getroffen. Und es macht einfach Spaß, wenn das Publikum so mitgeht.



Im Anschluss haben wir uns dann noch kurz am Messestand von unseren Baumhäuslern verabschiedet. Auch da durfte ich gleich noch einen "Mantel" signieren, bevor wir uns auf einen kleinen Rundgang durch die Sachbuchhalle machten.



Sehr interessantes Gespräch mit dem Herrn vom Verlag der Hahnschen Buchhandlung, einem der ganz großen Verlag für historische Fachbücher und Quelleneditionen. Höchst interessante Neuerscheinungen: Eine Edition der frühen Lebensbeschreibungen Coelestins V. (Peter vom Berge Morrone), der als alter Freund Wasmods von dem Knesebeck im Altamura-Kosmos eine so große Rolle spielt. Kommt natürlich auf den Wunschzettel. Ebenfalls dabei die Geschichte der Edelherren von Meinersen und das Urkundenbuch des Klosters Medingen, das nach Homeyers Tod leider posthum erscheinen musste. Gut, das ist alles recht speziell, doch ich gehe davon aus, dass die verehrte potentielle Leserschaft sich inzwischen daran gewöhnt hat, dass ich meine Inspiration zuweilen aus recht speziellen Quellen schöpfe.



Über all dies, anstehende Literaturfestivals in den kommenden Monaten, das Hörbuch zum ersten Dorian Grave, die Fortsetzung des Romans, Lesungen aus dem Mantel der Winde undundund ... ich werde berichten.

Aber jetzt heißt es erst einmal chill out und ich bleibe Ihr und Euer


Stephan M. Rother

Samstag, 14. März 2009

What a mess (4)

Ich hoffe, wir kommen diese Nacht mit der Klimaanlage klar, hier in unserem Hotel in Spuckweite der Messe. Der Baumhaus Verlag hat uns angenehm untergebracht, aber irgendwie haben wir die letzten Nächte jeweils bei 23 Grad verbracht. Pures Unvermögen, ich weiß ... Technik ist nicht meine Welt, aber meine Frau kommt in aller Regel gut damit klar. Tobi aus den Dorian Grave-Romanen ist ihr in mancher Hinsicht sehr viel ähnlicher als mir. Allerdings nur in mancher. Über Mr Grave und seine Abenteuer wird es übrigens demnächst wieder eine Menge zu berichten geben ...

TIME OUT

Zurück aus Dresden und dem Elbsandsteingebirge - und voller neuer Eindrücke, Daten, die verarbeitet werden wollen. Ein Besuch auf der Festung Königstein sei jedem angeraten, der sich mit dem Gedanken trägt, irgendwann einmal epische Fantasy zu schreiben. Diese Art von Inspiration ist mit keinem Geld der Welt zu kaufen - und nebenbei: Über die Preise, das ist uns aufgefallen, kann man nicht meckern im Freistaat Sachsen.

Kaffee auf den Brühlschen Terrassen, ein Besuch in der Frauenkirche, die tatsächlich mit einem Theater mehr Ähnlichkeit hat als mit einem Gotteshaus ... ich werde ausführlich berichten, sobald mir das Bildmaterial vorliegt.

TIME IN

Bis dahin kann ich nur auf die kommenden Einträge vertrösten - besonders freue ich mich auf alle Leser, die ich morgen persönlich kennenlernen werde. Bitte auch zu erkennen geben, nicht wieder hinterher "Übrigens, ich war auch dabei. Pinkes Halstuch, vierte Reihe." So intensiv nimmt man das Publikum einfach nicht wahr, nicht so individuell, sondern eher als kollektiv. Und ich kann dann auch nicht ahnen, dass der Herr, der mir das Navigationssystem auf der Cebit erklären wollte, immer mal bei meinen Veranstaltungen war. Unsere Wahrnehmung (unsere, also pauschal, als Menschheit) ist da selektiv: Wir erkennen Menschen wieder, wenn wir ihnen an dem Ort begegnen, an dem wir mit ihnen rechnen. Meiner Apothekendame begegne ich in letzter Zeit an den unmöglichsten Örtlichkeiten - und erkenne sie jedes Mal einen Augenblick zu spät. Letztes Mal bin ich dann einfach schreiend hinterhergelaufen.



Langer Rede kurzer Sinn: Wer dabei sein möchte bei der Buchmessenpremiere des 'Mantels der Winde" - morgen 10 Uhr 15, Halle 2, Lesebude 1. Ich freu mich und bleibe bis dahin Ihr und Euer


Stephan M. Rother

What a mess (3)

Entwarnung, verehrte potentielle Leserschaft: Ich war nicht das Hauptgericht. Wir hatten sogar einen richtig schönen Abend, nachdem es uns in lächerlichen anderthalb Stunden gelungen war, die acht oder neun Kilometer von der Messe bis ins Leipziger Barfußgässchen zurückzulegen. Nie wieder Leipzig Innenstadt am Messefreitagabend! Ich erinnere mich an eine Lesung, die 2006 geplant war, damals für "Der Weg nach Altamura". Nach stundenlanger Irrfahrt musste ich da das Handtuch werfen, ohne Navigation. Gut, inzwischen hab ich eine Navigation - und eine Ehefrau (die hatte ich auch 2006 schon, nur seinerzeit nicht auf dem Beifahrersitz) - und die wollte ich nicht enttäuschen.

Heute gönnen wir uns einen Tag Auszeit. Das haben wir uns verdient. Das Elbflorenz ruft ... mir schwebt da ein Projekt vor ... doch darüber, verehrte potentielle Leserschaft, werde ich im Anschluss berichten.

Bis dahin bleibe ich Ihr und Euer


Stephan M. Rother

Freitag, 13. März 2009

What a mess (2)

Und schon, verehrte potentielle Leserschaft, liegen die Lesungen in Gundorf und der Lindenhof-Schule hinter uns. Gleich vorweg ein ganz großes Dankeschön an die Damen aus Gundorf, die uns postwendend Momentaufnahmen vom Auftritt heute Morgen haben zukommen lassen. Hier ein erster kleiner Eindruck:



Der Betrachter wird feststellen - wir hatten einen Riesenspaß, auch wenn ich irgendwie aussehe wie ein Geschöpf von Hieronymus Bosch aus der "Musikalischen Hölle" (da gibt's auch so ein Vieh ohne Hals). Das junge Publikum ist jedenfalls super mitgegangen! In der Lindenhof-Schule hat mich außerdem beeindruckt, wie die Schüler an dieser Förderschule, die sich zum Teil an geistig behinderte junge Menschen wendet, ganz konkret das "einer trage des anderen Last" leben. Wie sie lernen, füreinander einzustehen, einander zu helfen. Für mich wird das eine bleibende Erinnerung sein, die ich nicht missen möchte. Wir hatten ein tolles Publikum und freuen uns schon, einige Zuhörer am Sonntag beim Abschlussauftritt auf der Messe wiederzusehen.

Heute Nachmittag hatten wir dann noch eine kurze aber umso herzlichere Begegnung mit meinem Freund und Agenten Thomas Montasser - ich hab mich irrsinnig gefreut, dass er uns noch nachgespurtet ist, nachdem ich ihn auf seiner Lesung als Fortunato nur einige wenige Minuten erleben konnte. Dann nämlich hatte mich Frau Dick vom Baumhaus Verlag auch schon adleräugig erspäht: Fototermin bei Lübbe. Ich habe gerade zehn Minuten damit zugebracht, die Spachtelmasse wieder aus dem Gesicht zu entfernen, aber es war eine angenehme Arbeit mit Olivier Favre und seinem Team. Besonders interessant: Ich wurde gemeinsam mit Pater Karl aus dem Kloster Heiligenkreuz zum Fototermin gebeten. Pater Karl macht in letzter Zeit mit seinen Gregorianik-Projekten von sich reden. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es mir gelungen ist, ihm den Begriff des "Manga" überzeugend nahezubringen, aber er wollte einfach wissen wer diese Leute in den interessanten Kostümen sind. Das war schon sehr offen. Unter uns: Ich hatte irgendwie den Eindruck, dass ein großer Teil der Manga-Fans und Cosplayer den Pater für einen waschechten Rollenspieler hielten. So lange ich dabei war hat ihn allerdings niemand angesprochen: "Was spielst'n du für'n Charakter?"

Und auch meine eigenen Projekte haben ja immer einen gewissen monastischen Aspekt, von der Ebstorfer Weltkarte im Dorian Grave über die Kreuzbrüder im Mantel der Winde bis hin zur Letzten Offenbarung - die spielt ja sogar im Vatikan! Es ist alles eine Frage des Lichts.

Das schwindet jetzt allmählich vom Himmel. Für heute Abend ist ein Autorenessen mit den Baumhäuslern angesetzt. Ich werde, verehrte potentielle Leserschaft, darüber berichten - so lange ich nicht doch als Hauptgericht faktoriert sein sollte. Die legten so verdächtig viel Wert darauf, dass ich zugegen bin ...

Bis dahin aber bleibe ich mit einem herzhaften Mahlzeit! Ihr und Euer


Stephan M. Rother