Freitag, 23. Januar 2009

Auf ein Neues,

verehrte potentielle Leserschaft! Auf ein gutes neues Jahr für uns alle und auf eine Menge (oder sagen wir: Anzahl) neuer Projekte, die in den kommenden Wochen und Monaten das Licht der literarischen Welt erblicken wollen.

Das Hilfsverb ist dabei durchaus bewusst gewählt. Klar, "werden" läge am Nächsten, klingt aber immer so nach absoluter Sicherheit. Irgendwie verliert man den Glauben an die Prädestination mit zunehmender Einsicht in die Verlagsbranche. Protestanten dürften jedenfalls unterrepräsentiert sein in der Verlagswelt.
Auch "sollen" wollte ich besser vermeiden. Um ein "sollen" geht es - zugegeben - auch (schließlich unterzeichne ich ständig entsprechende Verträge), aber ich habe gerade in den letzten Wochen wieder gemerkt, dass sich nichts erzwingen lässt. Die besten Ideen, die Dinge, die sein sollen, die sind aus einem Impuls heraus da. Diese Geschichten "stehen" binnen zwanzig Minuten.

So auch meine aktuelle Arbeit, die Fortsetzung zu "Das Geheimnis des Dorian Grave".

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ich mit dem Wagen unterwegs war zu einem meiner Lieblingsorte, dem Kloster Mariensee nahe dem illustren Städtlein Neustadt am Rübenberge. Zu Mariensee siehe vor etwa einem Jahr an dieser Stelle. Da ich diesmal jedoch von Uelzen her kam und die Route über Munster gewählt hatte, entsprechend über die Autobahn anrollte, entschied ich mich, einmal eine andere Strecke zu erproben. Nicht via Mellendorf, sondern ... irgendeinen Namen wird das haben. Mellendorf lässt sich da gerade umgehen, allerdings auch das stimmungsvolle Örtchen Negenborn, das es auch noch zu erkunden gilt. Neun Borne - Quellen - dicht beieinander in alter Zeit; natürlich reizt mich das. Diesmal aber ...

Der Name des Dörfchens (im Grunde ist es nicht einmal ein Dörfchen) ist Dudenbostel. Ich spürte einfach: Da ist was. Dann sah ich das Straßenschild, linker Hand: "Rother Feld"! Und die Stimmung an diesem grauen, stürmisch-relativ-gesehen-milden Januartag ... Ein besonderer Ort. Trotzdem bin ich noch nicht ausgestiegen, sondern habe begonnen, mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln zu recherchieren.

Nicht allein, dass es auf dem Rotherfeld eine vorgeschichtliche Befestigungsanlage gibt. Nicht allein, dass diese Befestigungsanlage von einem Bächlein durchflossen wird, das aus einer nahegelegenen Quelle gespeist wird. Nicht allein, dass im Anschluss daran, am Brelinger Berg, ein geologischer Lehrpfad zur Entstehung der eiszeitlichen Landschaft existiert. Nein! Carl Friedrich Gauß unternahm Experimente auf dem Brelinger Berg! Hier wurde vermessen und ... ein faszinierendes neues Element deutet sich an! Ich habe den heutigen Nachmittag unter anderem damit verbracht, meine Kenntnisse über Castel del Monte aufzufrischen (siehe Foto).

Everything falls into place, verehrte potentielle Leserschaft. Ich summe und brumme vor Aufregung, laufe im Kreis um meinen Arbeitsplatz und habe seit mehr als achtundvierzig Stunden keinen Zigarillo angerührt; das kommte hinzu. Aber: Wir sind drin. Niemand, der ein Buch nur liest, kann ermessen, wie es sich anfühlt, wenn sich eines schreibt.

Wenn es sich schreiben will.

Bis zum nächsten Mal an dieser Stelle bleibe ich Ihr und Euer


Stephan M. Rother