Sonntag, 6. Januar 2008

... und dann ist da der ständige Verschleiß

Und dann ist da der ständige Verschleiß, dem ein Autor ausgesetzt ist. Das bezieht sich nun nicht allein auf den körperlichen Verschleiß, auf Nackenverspannungen der widerlichsten Art (mein Mentor hat schon ganz besorgt nachgefragt, ob Amadeos Nackenprobleme womöglich eine autobiographische Reflexion darstellen). Nein, auch das Arbeitsgerät ist beständiger Belastung ausgesetzt, und auf kurz oder lang wird auch so eine Tastatur zum Verschleißteil - und genau das habe ich gestern erleben müssen.

Stellen wir mal eine statistische Rechnung auf:

Seit Oktober 2006 (von da an habe ich einen einigermaßen zuverlässigen Überblick) habe ich vier Romanmanuskripte verfasst. In der gegenwärtigen Fassung sind das etwa 1.200 Standardseiten à 1.800 Anschläge. Wirklich getippt habe ich sicherlich wesentlich mehr ... man formuliert ja ständig um, ständig neu, sieht durch, korrigiert, reagiert auf Vorschläge von Betalesern, Agent, Lektorat. 2.000 Seiten kommen da locker zusammen. Parallel dazu drei Lektorate mit zusammen 800 Seiten (gut, da schreibt man nicht alles neu, aber letztlich komme ich sicherlich auf diese Zahl) und dann noch das Magazin http://www.altamura.de/ und geschäftliche sowie halbwegs private Korrespondenz. Mit 2.000 Seiten sind wir da locker dabei. Alles in allem also um die 5.000 Seiten oder knapp 10.000.000 (in Worten: zehn Millionen) Anschläge. Wer will sich da beschweren, wenn irgendwann die Tastatur und der Nacken nicht mehr mitmachen?

So sieht es jetzt aus am Arbeitsplatz. Die Tastatur ist neu, der Nacken noch der alte. Man beachte die beinahe leere Tasse mit der (hier nicht lesbaren) Aufschrift Caffè italiano - noch so eine Gemeinsamkeit. Kommentar eines (sehr engagierten) Betalesers, den ich kommende Woche ins Kölner Dom- und Diözesanmuseum zu scheuchen gedenke, auf der Suche nach einer bestimmten Glastür: "Warum zur Hölle trinken die eigentlich so viel Kaffee in Deinem Buch?" Das fällt dann wohl auch wieder unter "autobiographisch".

Apropos autobiographisch: Natürlich gibt es zwischen Amadeo und mir gewisse Gemeinsamkeiten im Werdegang. Habe nun, ach! Philosophie, Juristerei und Medizin, und leider auch Theologie durchaus studiert, mit heißem Bemühn. Gut, die Fächer waren unterschiedliche bei uns beiden, aber diese Bücherwurmhaltung ist uns schon gemein - und ob man nun aus einem kleinen Dorf in den italienischen Marken stammt oder aus einem verlassenen Winkel der Lüneburger Heide: What difference does it make?

1 Kommentar:

Norman Liebold hat gesagt…

Es macht Spaß, Deinen Blog zu lesen. Insbesondere auch, weil Tintenfüchse offenbar unter recht ähnlichen Problemen zu leiden haben. Im Winter finde ich die knirschende Geräusche im Nacken besonders schlimm, und zeitweises Umsteigen auf ach so gesunden grünen Tee zeitigt nur die Wahrheit von Paracelsus' Satz Dosis sola venenum facit... Warum ich amüsiert bin: Vorgestern überkam es mich ebenfalls, meinen Arbeitsplatz bildlich zu zeigen... Beste Grüße aus offenbar ähnlich gelagerter Schreibklausürlichkeit