Dienstag, 8. Januar 2008

Quellenkunde (Teil 1)

Das Wissen, verehrte potentielle Leserschaft, ist ein unendlicher Kreislauf. Man kann es tatsächlich recht gut mit dem Kreislauf des Wassers vergleichen: Wie der Regen tröpfelt das Wissen schon zu Schulzeiten auf uns ein, und schon da zeigt sich, dass wir das Wasser des Wissens sehr ungleichmäßig aufnehmen. Bei dem Einen versickert es auf Nimmerwiedersehen, der Zweite ist gar überhaupt wasserwissensabweisend und der Dritte ... nun, mit unterirdischen, unsichtbaren Wasseradern ist das so eine Sache: Wir sind oft überrascht, an welch ungewöhnlichen Orten das Wasser des Wissens, geläutert durch Schichten zerebraler Sedimente, dann auf einmal aus einer neuen Quelle wieder zu Tage treten kann.

Genug der Küchenphilosophie.


Tatsache ist jedenfalls, dass wir mit den Eindrücken, die auf uns einwirken, sehr unterschiedlich umgehen. Wir verarbeiten sie und erschaffen daraus etwas Neues. Von
John Cage wird berichtet (ich glaube, es war John Cage, will aber nicht ausschließen, dass es nicht doch John Cale war, der Violinist von Velvet Underground). Von John Cage/Cale wird berichtet, er habe zur Vorbereitung auf eine konkrete Hausaufgabe nach dem Zufallsprinzip ein Buch aus dem Regal gezogen, es gelesen - und regelmäßig mit Bestnote abgeschnitten. Auch dann, wenn das Buch mit der Materie (scheinbar) nicht das Geringste zu tun hatte. Das nenne ich Inspiration!



Gar so vermessen bin ich nicht. Als das Thema Letzte Offenbarung aktuell wurde, habe ich angefangen, über die Materie zu lesen - speziell über das Neue Testament. Zufällig stieß ich dann auf eine Äußerung unseres gegenwärtigen Pontifex, Benedikt XVI., der geäußert hat, er lese keine Sekundärliteratur mehr. Das gab mir zu denken: Warum soll ich mir die Geschichte vorweginterpretieren lassen? Nein, das Entscheidende sprudelt überreichlich aus den Quellen, in diesem Fall eben aus dem Neuen Testament. Alles Weitere mag sich ein Jeder nach seiner Facon zurechtlegen. Aber da ich ja keinen Bibelthriller schreibe, sondern einen Vatikanthriller, kommt eine Fülle weiterer Quellen hinzu, allen voran Benedikts/Joseph Kardinal Ratzingers eigene Veröffentlichung wie die Enzykliken Deus caritas est und Spe salvi, seine Spiegel-Bestseller Salz der Erde und Gott und die Welt, die Akten der Congregatio pro doctrina fidei (Ex-Congregatio Romanae et universalis Inquisitionis) - einige der interessantesten Sachen sind übrigens auf den Seiten des Vatikan ganz vorbildlich erfasst http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/index_ge.htm. Eine äußerst spannende Angelegenheit!


Doch der Mensch lebt eben nicht vom Brot allein und der Romanautor nicht ausschließlich von der konkreten Recherche. Und genau deshalb ist es wichtig, nach Quellen auch ganz anderer Art zu suchen - doch davon will ich zu einem späteren Zeitpunkt berichten.



Auf dem Foto links ein Bachabschnitt, aufgenommen heute Nachmittag in der Nähe des Klosters Mariensee - in rot und blau übrigens wegen der heiligen Farben :)

1 Kommentar:

Alexandra hat gesagt…

Ja, wer bloggt denn da?

Hab Euch/Dich nicht vergessen, hatte nur so viel um die Ohren im letzten halben Jahr, daß es eigentlich für ein Menschenleben gereicht hätte...
Demnächst ausführlicher...?

LG *nuffels*