Mittwoch, 2. März 2011

Schmerzliche Trennung

"et si scandalizaverit te manus tua abscide illam", rät lt. Aussage des Evangelisten Markus der Heiland raunend (Markus 9,43. Text der Vulgata). "Und wenn deine Hand dich ärgert, so haue sie ab." Es sei besser, als Versehrter ins Paradies einzugehen denn in aller wünschenswerten körperlichen Integrität in die Hölle. Und das will einiges heißen. Die körperliche Integrität ist nicht unwichtig in alter christlicher Tradition. In jenem frühmittelalterlichen Moment, in dem sich das Christentum hierzulande ausbreitet, dass es eine Freude ist, ist es auch vorbei mit der Urnenbeisetzung, und plötzlich sind Körpergräber der letzte Schrei. Wenn man sich also trennt vom ärgerlichen Körperteil, muss es da schon schwerwiegende Gründe geben.

Nun, am Ende führte wohl kein Weg mehr dran vorbei. Hinfort mit dem räudigen, infizierten Gewebe!

Ein Atherom (vulgariter - nicht Vulgata - "Grützbeutel") ist eine unappetitliche Ansammlung von Haut- und Talggewebe, die sich unter einer verstopften Talgdrüse bildet. Tritt nicht allein bei unserer Spezies aus, sondern auch bei Artverwandten, und offenbar spielt eine gewisse erbliche Disposition eine Rolle.

Nun, der Chirurg wusste mich zu trösten: Es sei kein Zufall, dass mein Vater nach seinem Vierzigsten quasi keine Probleme mehr gehabt hätte mit den Grützbeuteln. Das könne auch bei mir der Fall sein (gut, ich hoffe mal, dass es auf zwei, drei Jahre nicht ankommt). Jedenfalls bin ich's gestern nun los geworden, das ärgerliche Gewebe - und interessante Gespräche mit dem Chirurgen gab's sogar noch gratis. Ja, ich recherchiere selbst auf dem OP-Tisch. Ich bin fest davon überzeugt, dass z.B. in Sachen Krampfadern noch längst nicht alle literarischen Register gezogen sind. Aber davon wird noch zu berichten sein.

Augenblicklich habe ich Anweisung, mich zwei, drei Tage unter Tramadol-Dröhnung aufs Sofa zu legen, habe aber festgestellt, dass ich die Dröhnung überhaupt nicht nötig habe. Gut, natürlich hat man Schmerzen, wenn man plötzlich eine tennisballgroße Einheit weniger Autor ist als vorher, aber das liegt nun in der Natur der Sache.


Also arbeite ich am Epilog zum Rungholt-Roman, nachdem ich in den letzten Tagen gemeinsam mit den Betalesern den Haupttext noch einmal durchgesehen habe. So weit sich das aus meiner doch recht subjektiven Perspektive sagen lässt: Ich find's spannend. Nur immer schade, dass ich das Ende schon kenne.

Das werde ich nun nicht unbedingt vorab berichten, doch das eine oder andere Detail gibt's vielleicht doch noch vor Erscheinen (Herbst 2011, Penhaligon) des Romans.

Und zwar wie immer an dieser Stelle von Eurem und Ihrem


Stephan Rother

Keine Kommentare: