Dienstag, 12. Februar 2008

Im Dämmerzustand

"Labels für diesen Post", lese ich hier bewegten Sinnes. "beispielsweise Roller, Urlaub, Sturz". Na zauberhaft! Da werde ich gleich mal etwas eintragen. Dieser vorgeblich literarische Blog liest sich allmählich ohnehin wie ein Ärztebrief. Auf der der anderen Seite ... Überlegen wir mal: Was ist Woody Allen für ein zutiefst kranker und gestörter Mensch - und was macht er für schöne Filme!

Gut, ich schmeichle mir ja gerne, für einen Menschen, der seit anderthalb Jahrzehnten von seiner künstlerischen Tätigkeit lebt, sei ich letztendlich noch ganz überraschend gut beieinander. Ein gewisses Maß an Selbstdisziplin und die Fähigkeit zur realistischen Betrachtung der Dinge haben die allergrößten Absonderlichkeiten bis heute erfolgreich verhindern können. Trotzdem waren gerade die vergangenen Tagen besonders absonderlich. Ich glaube übrigens nicht, dass das mit dem Quellwasser vom Klusberg nahe Loccum zusammenhängt. Das war nur eine der berühmten Koinzidenzen - wenn überhaupt, so habe ich etwa eine halbe Stunde später zum ersten Mal gemerkt, dass mir irgendwie flau war, und zwar beim McCafé in Wunstorf. Ob da nun irgendwelche wie auch immer gearteten Zusammenhänge bestehen ... bedecken wir's mit dem Mantel der Liebe.

Jedenfalls bin ich mit dieser fiebrigen Grippe umgegangen, wie ich das immer mache: Ich habe sie nicht zur Kenntnis genommen. Das ging mehrere Tage lang recht gut, bis ich eben einfach keine Luft mehr bekam. Und das war dann doch vage unerfreulich. Mein geliebtes Eheweib hat mich also in ihren Ford verladen, und zwanzig Minuten später saßen wir beim Internisten unseres Vertrauens, der als allererstes fragte, wo denn meine Haare geblieben seien. Ob das eine "Skinheadfrisur" sei. Nun besteht bezüglich meiner Frisur (oder der Abwesenheit einer solchen) seit mindestens einem Jahrzehnt ein status quo - als ich seinerzeit merkte, dass die Angelegenheit doch ziemlich licht zu werden begann, entschloss ich mich zur radikalen Kürzung. Radikal natürlich nur in Bezug auf die Haarlänge, nicht in Bezug auf die politische Ausrichtung. Das halte ich noch immer für das Ehrlichste - und es sieht meiner unmaßgeblichen Meinung nach noch immer ästhetischer aus als die verzweifelten Rückzugsgefechte auf den Köpfen von Udo Lindenberg, des Spiegelkolumnisten Franz Walther - oder eben meines Internisten. Nun, immerhin war es ein kleines Erfolgserlebnis, dass der wackere Mediziner über meine Lungengeräusche vielleicht noch eine Spur stärker erschrak als über mein Haupthaar. Das Urteil fiel dann auch eindeutig aus: Schwere Grippe (ich hatte ja mit "grippaler Infekt" gerechnet), Lungenentzündung nicht auszuschließen - drei Grüncef am Tag. Das sind diese widerlich schmeckenden, massiven Antibiotika. Sechzehn von zwanzig Stück habe ich inzwischen genossen ... frage nicht nach Sonnenschein.

Übrigens keine sehr netten Medikamente. Wenn ich da an meine Weisheitszahnoperation denke, 1992! Anschließend hat man mir verraten, dass das Betäubungsmittel chemisch gesehen große Ähnlichkeit mit Kokain (ich hätte hier gerne Schriftfarbe weiß gewählt, aber dann kann mans ja nicht mehr lesen) aufweist. Glaub ich aufs Wort! Sehr inspirativ das Ganze. Damals ist eine interessante Story herausgekommen. Ähnlich wie bei meinen Fieberschüben von ... 2003 muss das gewesen sein. Am 30. April hatte ich einen Auftritt und musste irgendwie fit sein dafür. Mit Paracetamol hat das sogar funktioniert. Ich besitze keinerlei Erinnerung an die Performance, aber sie soll sehr lustig gewesen sein. Aber dieses Grüncef ... langweilig. Das Verdauungssystem wird abgeschossen. Inspirativ ist das nicht. Ich bin froh, wenn ich das hinter mir habe.

Ansonsten warte ich tapfer, dass Herr Hofstetter und Frau Troni mir ihre Anmerkungen zur Letzten Offenbarung zukommen lassen. Vor allem bin ich auf ihre Einschätzung des Charakters von Amadeo Fanelli gespannt. Die Frage ist nämlich die: Wie sonderbar darf die Hauptfigur eines Buches auftreten, wenn sie Sympathie im Leser wecken will? Der soll sich schließlich mit ihr identifizieren. Ich denke da wie üblich liberal. Woody Allen ist erfolgreich. David Lynch ist erfolgreich. Da bin ich doch für einen Menschen, der seit anderthalb Jahrzehnten ...

Oh, das hatten wir schon. Zeit für die Grüncef.

1 Kommentar:

Alexandra hat gesagt…

Autsch, das les ich ja jetzt erst...
Dann will ich Dir mal ganz fix gute Besserung wünschen *knuddel*

Alex