Mittwoch, 10. Juli 2013

Autoren am Rande des Existenzminimus?

Gedanken zu einem Beitrag von Tanja Dückers in einem mir bis dato unbekannten Online-Magazin namens "Jungle World"

Ob es den Beruf des Schriftstellers gibt? Offensichtlich. Ich übe ihn aus. Allerdings bin ich arg irritiert, dass mein Schriftstellerberuf so ganz anders aussieht als der im Artikel skizzierte.

Stichwort „Stipendien“. Für welche Art von Schriftstellern kommen denn Stipendien überhaupt in Frage? Für die literarischen Autoren, die Feuilleton-Autoren.
Stichwort „Finanzierung durch Lesungen“. Nach meiner Wahrnehmung spielen Lesungen unter dem Strich für zwei Sorten von Autoren eine bedeutende Rolle – für literarische Autoren und Kinder-/Jugendbuchautoren. Sprich: überall dort, wo „Kulturtöpfe“ angebohrt werden.

Hat beides mit meiner Form des Schriftstellerberufs nur am Rande zu tun.

Stichwort „Agenten organisieren keine Veranstaltungen“. Trifft zu, aber ich mache eigentlich ziemlich gute Erfahrungen damit, diesen Part meinen Verlagen zu überlassen. Schließlich geht es um Promotion für die Veröffentlichungen, und das ist Teil der Verlagsaufgaben. Hat mir bisher auch kein Verlag verweigert.

Behalten wir doch bitte im Auge, dass die Schriftstellerei eine freiberufliche Tätigkeit ist, hoch individualisiert noch dazu – die „Leistung“ zweier Autoren wird sich kaum jemals objektiv vergleichen lassen. Und wo das scheinbar funktioniert, ist dieser Vergleich nicht viel wert: Natürlich gibt es Autoren, die ein Jahr für zweihundert Seiten brauchen; andere schaffen zweitausend. Ich liege irgendwo dazwischen und bin schon der Meinung, dass ich nicht ausschließlich billigen Dreck verzapfe.
Schriftsteller sind Freiberufler, und das bedeutet nun einmal eine Herausforderung. Wie bei allen Freiberuflern entscheiden viele unterschiedliche Elemente über den Erfolg: Selbstdisziplin, innovative Ideen, Zuverlässigkeit, die richtigen Partner oder eben einfach die Frage, ob man zur rechten Zeit am rechten Ort ist.
Eine Garantie, von der gewählten freiberuflichen Tätigkeit leben zu können gibt es nicht. Und genau das unterscheidet den „Schriftstellerberuf“ vom angeführten Beispiel, dem Beruf des Buchhändlers. Ein in Vollzeit angestellter Buchhändler sollte zumindest theoretisch von seinen Einkünften aus diesem Beruf leben können.
Schriftstellerei als Haupt- oder Nebenberuf oder als schlichte Liebhaberei: Das alles existiert, und es existiert nebeneinander, wie es schon immer nebeneinander existiert hat. Bzw. ist der Schriftsteller in Vollzeit die phänomenologisch jüngste dieser Erscheinungsformen.

Und damit kann ich zumindest dem Eingangssatz von Tanja Dückers' Beitrag absolut zustimmen:

Die derzeitigen Lebensbedingungen von Schriftstellern SIND schwer zu ermitteln. Das war niemals anders.

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