Samstag, 28. Juni 2008

It's not easy having a good time. Even smiling makes my face ache and my creatures turn on me.

Erholung, verehrte potentielle Leserschaft, kann eine verdammt anstrengende Angelegenheit sein. Kein Wunder, dass sich Schlaganfälle und Herzinfarkte in Urlaubsphasen häufen. Auf einmal hat man wer weiß viel Zeit - was stellt man damit an? Ich entwickle bei dieser Gelegenheit gerne meine Spannungskopfschmerzen. Als ob der Körper anklopfen wollte, um zu sagen: Ok, bis jetzt war Arbeit angesagt. Jetzt bin ich dran, und ich hab was ganz Nettes für Dich. Er hat manchmal einen ekligen Humor, mein Körper.

Was bleibt mir mithin anderes übrig, als auch in der Erholungsphasen zu arbeiten? Das hilft wirklich! Zunächst waren einige Tage mit anstregender körperlicher Arbeit angefüllt. Ich habe mit einer Schippe Sand bewegt, etwa drei Kubikmeter, um unsere Abraumhügel in einen terrassierten Weinberg zu verwandeln. Eine meiner Visionen: Die Wiedereinführung des Rebbaus in der Lüneburger Heide. Im Mittelalter hat es hier Weinberge gegeben; sie mussten aufgegeben werden, als sich die klimatischen Bedingungen seit dem frühen 14. Jahrhundert rapide verschlechterten. Mittlerweile aber haben wir - wohl auch durch die globale Erwärmung - längst wieder eine Jahresdurchschnittstemperatur, die jene des Mittelalters weit übertrifft. Den Versuch ist es wert. Leider kam mir ein paar Tage später ein Unwetter dazwischen. Ein Teil der Terrassen ist also schon wieder weggeschwemmt.

Aber diese körperliche Arbeit ist nur ein Teil meines Beschäftigungsprogramms. Ich gönne mir einen besonderen Luxus, den ich mir nur dann gönne, wenn ich nicht gerade mitten in einem Buchprojekt stecke: Ich lese. Richtig: Ich l-e-s-e. Meine Lieblingsbeschäftigung zwischen meinem sechsten und sechsundzwanzigsten Lebensjahr. Seitdem komme ich kaum noch dazu. Umso weidlicher nutze ich die Phasen aus, in denen das möglich ist. In den letzten Tagen waren die Herren Henning Mankell und Robert Harris an der Reihe. Nun teile ich zwar zugegebenermaßen Herrn Mankells linksliberale Grundhaltung, doch leider gehört der Titel Kennedys Hirn zu den schwächsten Veröffentlichungen dieses wirklich lesenswerten Autors. Da war einfach einiges zu viel: Zu viele gestelzte Dialoge, zu viele unerklärliche Zufälle und einfach auch zu viel weinerliche Betroffenheit. Ich zweifle keinen Augenblick daran, dass die Situation im Süden Afrikas fürchterlich und unerträglich ist, aber ein Roman ist ein Roman ist ein Roman, und er sollte eine Story enthalten, welcher der Leser um der reinen Story Willen mit Interesse folgen möchte. Mankells Wallander-Krimis sind mir dann doch wesentlich lieber.

Natürlich habe ich auch wieder Quellen aufgesucht. In Hösseringen und Suderburg war ich diesmal unterwegs, am aufgestauten Hardau-See und zu einem 2004 errichteten Aussichtsturm, von dem aus der Blick weit über die Gefilde des sagenhaften Danlo gleitet. Ganz nebenbei machte ich eine Entdeckung - und hatte eine Vision. Das wäre ein Pressefoto! Am nächsten Tag war ich wieder da - samt Ehefrau. Das Ergebnis sei hier erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

Heute habe ich mich dann erneut zu einer Quelle aufgemacht: Die Schwindequelle in der Nähe von Amelinghausen war es diesmal - nur ein Steinwurf von Ebstorf entfernt, dessen legendäre mittelalterliche Weltkarte ja eine so große Rolle spielt im Geheimnis des Dorian Grave. Zufällig liefen mir dabei Helmut Völker, der örtliche Samtgemeindebürgermeister, und seine Gattin über den Weg. Wir hatten ein sehr angeregtes Gespräch, und irgendwie habe ich hier tatsächlich das Gefühl, dass das kein Zufall gewesen sein kann. Seltsam: Ich hör da gerade ein fieses kleines Lachen.

Muss wohl Mankell sein.

Bis zum nächsten Mal, verehrte potentielle Leserschaft, bleibe ich Ihr und Euer


Stephan M. Rother

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