
23.04. Der 'Blaue Berg' bei Suderburg - einer der aufregendsten Schutthaufen der Erdgeschichte
Eine gute Zeit, die ich tatsächlich einmal zum Lesen genutzt habe. Das ist ja eine Frage, die mir häufig gestellt wird: Was lesen Sie eigentlich privat? Diesmal hatte ich beschlossen, mich einmal im Genre ein wenig auf den aktuellen Stand zu bringen und habe mir einige Bände vorgenommen, die vom Ansatz her meiner eigenen Arbeit verwandt sein könnten:
James TWINING: Der letzte Coup
James TWINING: Das geheime Siegel
Beide Twining-Bände sind hübsch gemacht (nicht ohne Grund habe ich beide gelesen; ja, ich weiß, dazwischen fehlt einer, aber den kannte ich schon). Twining schreibt flott und actionreich, verwirrt aber zeitweise durch ein zu großes Personeninventar und ist nicht immer sorgfältig in der Recherche: Nicht das Goldene Horn sondern der Bosporus trennt Europa von Asien.
Jussi ADLER OLSEN: Erbarmen
Einer, der den Erfolg verdient hat. Sehr schön, wenn auch ein paar Umdrehungen der Schraube zu viel. Für mich stand nach knapp der Hälfte des Buches fest, wie sich die Dinge verhalten. Doch bei einem wirklich guten Buch ist das fast schon nebensächlich - da fesselt die Atmosphäre und die Zeichnung der Figuren. Das ist hier der Fall.
John Ajvide LINDKVIST: So ruhet in Frieden
Lindkvist lese ich immer mit einem gewissen Schmunzeln - wir haben einiges gemeinsam: Die Standup-Vergangenheit, das Geburtsjahr und diese gewisse Spur over the top. Ich vermute, das hängt mit dem Kabarett zusammen; das lässt einen nicht los.
Henri LOEVENBRUCK: Das Kopernikus-Syndrom
Spannend und streng genommen nicht einmal Mainstream. In der zweiten Hälfte lässt es leider nach. Vermutlich ist das Buch im französischen Original sogar literarisch, liest sich in der Übersetzung aber eher prätentiös und sperrig. Ich gehe davon aus, dass die Übersetzerin keine Deutsche ist. Bis heute habe ich nicht begriffen, warum Verlage Übersetzer engagieren, deren Muttersprache diejenige des Originals ist. Ich hatte selbst schon das zweifelhafte Vergnügen, Bücher zu lektorieren, die ein Japaner aus dem Japanischen übersetzt hatte. Eine Strafarbeit.

24.04. Der Himmel über einem meiner Lieblingsorte
Ist das nun dasselbe Genre, das ich selbst schreibe? Ich bin mir noch immer nicht sicher. Es gibt Gemeinsamkeiten - bei Twining sind die Plots ähnlich angelegt, und Loevenbruck stößt den Leser penetrant auf die zweite Ebene, die er verpackt hat. Letztendlich mache ich mir wenig aus Genres, denke ich. Das ist wie mit der Musik: Es gibt welche, die man mag und welche, die man nicht mag. Ob dann Klassik, Blues, Chanson oder Discogebamsel dransteht, ist nicht eigentlich interessant.

28.04. Unser Hauswald, durchsetzt mit Rehen und Walkern (beide nicht im Bild)
Ach ja, zur Illustration einige Aufnahmen der letzten Tage. Auch das eine Inspiration.

28.04. Dafür andere seltsame Wesen
Bis bald an dieser Stelle bleibe ich Ihr und Euer
Stephan M. Rother


