Montag, 2. Februar 2009

Joh. 1,5

Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht begriffen.

Gestern - oder heute - oder vielleicht auch vorgestern - oder zum anstehenden Vollomond - oder erst zum "Valentinstag" moderner Zeitrechnung galt es ein altes Fest zu begehen, das wir je nach weltanschaulicher Couleur als Imbolc, Mariä Lichtmess/Mariä Reinigung oder Murmeltiertag/Groundhog Day benennen dürfen. Oder einfach Jochen. Niemand kann mir verbieten, ein altes kirchliches Fest Jochen zu nennen oder unseren Kaffeevollautomaten Eberhard.

Jedenfalls ist Imbolc ein altes Frühlingsfest. Eine populäre etymologische Erklärung besagt, dass sich die Frühlingslämmer zu diesem Zeitpunkt noch "im Balg" (i.e. "im Leibe") des Muttertiers befinden. Die christliche Bedeutung des Datums funktioniert noch einmal anders, über Maria und ihre "Unreinheit" bis vierzig Tage nach der Geburt des Kindes. Nach dieser Quarantaine wurde dann die "Reinigung" begangen, Mariae purificationis. Vielleicht gibt es da einen fernen Reflex bis hin zu unserem Frühjahrsputz. Jedenfalls ist Imbolc ein Frühlingsfest, wenn sich der Frühling zuverlässig erfahrbar einstweilen nur an der Tageslänge festmachen lässt.

Das Licht aber ist zurück und der erste große Schritt zum Frühling getan.



Irgendwie war es tatsächlich ein winter of our discontent diesmal, der ganz pünktlich zu einem anderen alten Jahresfest, Samhain/Allerheiligen-Allerseelen/Halloween einsetzte, im Anschluss an unseren Abschiedsauftritt nach fünfzehn Jahren auf der Bühne, an das öffentliche Versterben der Figur Magister Rother. Im Rückblick glaube ich, dass das eine unangemessene Frivolität war. Vielleicht war mir selbst die Nähe zu dieser Bühnenfigur nicht klar - doch vielleicht war es dann auch umso wichtiger, diesen ganz deutlichen Schnitt gemacht zu haben. Und die folgenden Wochen und Monate voller Variationen auf das Thema Du bist keine zwanzig mehr waren deutlich. Wir werden sehen, vielleicht habe ich ja gelernt.

Das Seltsame ist, dass ich im Grunde an die Worte vom Oktober/November anknüpfen könnte: Ich bin hindurch. Und zum ersten Mal seit einer ganzen Weile habe ich das Gefühl, dass das, was ich schreibe, wieder wirklich gut ist. Kein it says nothing to me about my life mehr. Ich lese viel über Gauss und Vermessungen und Friedrich II., Kantorowicz und den George-Kreis und seine Wirkung auf die Stauffenbergs. Diese Dinge sind enger verflochten, als es auf den ersten Blick erscheinen mag, und es ist ... überraschend, aus welcher Inspiration Impulse entstehen können, in diesem Fall auf die Fortsetzung des
'Dorian Grave'
.

Die Winterstarre ist überwunden, das Lektorat für Der Mantel der Winde abgeschlossen, und das Jahresrad nimmt Fahrt auf.

Oder, wie mein lieber Sportlehrer zu sagen pflegte, wenn ich mir mal wieder übel den Schritt gequetscht hatte am Barren: Es wird, es wird!

Bis demnächst an dieser Stelle bleibe ich, verehrte potentielle Leserschaft, Ihr und Euer


Stephan M. Rother

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