Mittwoch, 28. April 2010

Lektoren-Bündel

Gestern Abend habe ich nun die erste Rückmeldung meines im vorangegangenen postscriptum erwähnten neuen Lektors erhalten. Ganz passend angesichts der Abenteuer des dottore Fanelli, die den jungen Restaurator regelmäßig in unterschiedlichste Winkel unseres Kontinents verschlagen, sind auch diese Neuigkeiten von London (London Book Fair) über München (Sitz des Blanvalet-Verlags) gereist, bevor sie mich erreichten. Und wieder einmal war der Weg über die messerscharfen Sinnesorgane von Programmleiter Urban Hofstetter mindestens ebenso wichtig wie das Ziel. U.M.F. Hofstetter können Sie, verehrte Leserschaft, sich durchaus als Ihren Anwalt vorstellen, der dafür Sorge tragen soll, dass das fertige Buch nicht allein mir, sondern auch Ihnen gefällt. Er gibt eine Leitlinie vor, während der Lektor Rainer Schöttle und ich uns sodann in den Kampf bis aufs Messere um einzelne Kommata, Formulierungen und zweifelhafte humoristische Passagen begeben. Does humour belong in Mystery Thriller? Ich denke ja immer: Yep. Doch ich gehe davon, dass wir noch ein wenig an der Dosierung feilen werden. Auf jeden Fall klang die via München übermittelte Botschaft begeistert, Kritik wurde nur in Detailfragen laut - mir fiel dann doch ein Stein vom Herzen, denn so überzeugt der Autor auch selbst von seinem Elaborat sein mag, tritt doch irgendwann eine gewisse Betriebsblindheit ein. Anfang nächster Woche erhalte ich dann das Lektoren-Bündel des Textes, und wir werden uns an die Feinarbeit begeben. Damit endet dann auch mein Urlaub, als den ich im Stillen die vergangenen beiden Wochen definiert habe.


23.04. Der 'Blaue Berg' bei Suderburg - einer der aufregendsten Schutthaufen der Erdgeschichte

Eine gute Zeit, die ich tatsächlich einmal zum Lesen genutzt habe. Das ist ja eine Frage, die mir häufig gestellt wird: Was lesen Sie eigentlich privat? Diesmal hatte ich beschlossen, mich einmal im Genre ein wenig auf den aktuellen Stand zu bringen und habe mir einige Bände vorgenommen, die vom Ansatz her meiner eigenen Arbeit verwandt sein könnten:

James TWINING: Der letzte Coup
James TWINING: Das geheime Siegel

Beide Twining-Bände sind hübsch gemacht (nicht ohne Grund habe ich beide gelesen; ja, ich weiß, dazwischen fehlt einer, aber den kannte ich schon). Twining schreibt flott und actionreich, verwirrt aber zeitweise durch ein zu großes Personeninventar und ist nicht immer sorgfältig in der Recherche: Nicht das Goldene Horn sondern der Bosporus trennt Europa von Asien.
Jussi ADLER OLSEN: Erbarmen
Einer, der den Erfolg verdient hat. Sehr schön, wenn auch ein paar Umdrehungen der Schraube zu viel. Für mich stand nach knapp der Hälfte des Buches fest, wie sich die Dinge verhalten. Doch bei einem wirklich guten Buch ist das fast schon nebensächlich - da fesselt die Atmosphäre und die Zeichnung der Figuren. Das ist hier der Fall.
John Ajvide LINDKVIST: So ruhet in Frieden
Lindkvist lese ich immer mit einem gewissen Schmunzeln - wir haben einiges gemeinsam: Die Standup-Vergangenheit, das Geburtsjahr und diese gewisse Spur over the top. Ich vermute, das hängt mit dem Kabarett zusammen; das lässt einen nicht los.
Henri LOEVENBRUCK: Das Kopernikus-Syndrom
Spannend und streng genommen nicht einmal Mainstream. In der zweiten Hälfte lässt es leider nach. Vermutlich ist das Buch im französischen Original sogar literarisch, liest sich in der Übersetzung aber eher prätentiös und sperrig. Ich gehe davon aus, dass die Übersetzerin keine Deutsche ist. Bis heute habe ich nicht begriffen, warum Verlage Übersetzer engagieren, deren Muttersprache diejenige des Originals ist. Ich hatte selbst schon das zweifelhafte Vergnügen, Bücher zu lektorieren, die ein Japaner aus dem Japanischen übersetzt hatte. Eine Strafarbeit.


24.04. Der Himmel über einem meiner Lieblingsorte

Ist das nun dasselbe Genre, das ich selbst schreibe? Ich bin mir noch immer nicht sicher. Es gibt Gemeinsamkeiten - bei Twining sind die Plots ähnlich angelegt, und Loevenbruck stößt den Leser penetrant auf die zweite Ebene, die er verpackt hat. Letztendlich mache ich mir wenig aus Genres, denke ich. Das ist wie mit der Musik: Es gibt welche, die man mag und welche, die man nicht mag. Ob dann Klassik, Blues, Chanson oder Discogebamsel dransteht, ist nicht eigentlich interessant.


28.04. Unser Hauswald, durchsetzt mit Rehen und Walkern (beide nicht im Bild)

Ach ja, zur Illustration einige Aufnahmen der letzten Tage. Auch das eine Inspiration.


28.04. Dafür andere seltsame Wesen

Bis bald an dieser Stelle bleibe ich Ihr und Euer

Stephan M. Rother

Donnerstag, 22. April 2010

Das Babylon-Virus

Besonders stolz, verehrte Leserschaft, bin ich ja regelmäßig, wenn ich Euch und Ihnen etwas vorstellen darf, bei dem ich einfach sagen kann: Wow, das ist richtig toll geworden!

Nun entspricht es in unserem Kulturkreis bekanntlich nicht der Übung, das eigene Elaborat mit solcherlei Kommentaren zu bedenken. Stattdessen aber - und aus innigster Überzeugung - präsentiere ich an dieser Stelle das Cover des zweiten Abenteuers rund um Amadeo Fanelli, Rebecca Steinmann, Professor Ingolf Helmbrecht (und einen noch geheimen musikalischen Gaststar, von dem ich einfach nicht lassen konnte.) Um den Greifreflex im Buchhandel (ab Mitte Oktober) schon einmal einzuüben (wie beim Hund, dem Pavlovschen).

Proud to present:



DAS BABYLON-VIRUS

Nichts, was sich jemals entwickelt hat, existiert für sich allein.
Ervin Laszlo

Eine tödliche Seuche.
Ein uraltes Geheimnis.
Seit Jahrhunderten sind die größten Gelehrten der Geschichte Wächter eines unvorstellbar komplizierten Rätsels. Getrieben von wissenschaftlicher Neugier und der Sorge um seinen Mentor Professor Helmbrecht verfängt sich der junge Restaurator Amadeo Fanelli in einem unentwirrbaren Netz geheimdienstlicher Ermittlungen.

Viel zu spät geht ihm auf, dass in Wahrheit nicht weniger auf dem Spiel steht als das Schicksal der gesamten Menschheit.

***

Ist das was, frage ich? Echte Nachrichten, die mit dem kommenden Oeuvre zusammenhängen - und keine seltsamen Aufnahmen von Nachmittagsspaziergängen an obskuren Bächen in Bad Beelzebub?



Na, fast keine.

Bis zum nächsten Mal an dieser Stelle bleibe ich Ihr und Euer


Stephan M. Rother

PS: Was ich vergaß zu erwähnen - der Text ist vollendet und ich harre nun mit gesträubtem Haupthaar ... na gut, was sich potentiell noch sträuben kann ... der Reaktion meines niegelnagelneuen Lektors.