Freitag, 19. März 2010

Wenn der Frühling kommt ...

Wenn der Frühling kommt, fern herbeigereist,
wenn das Sonnenlicht auf dem Wasser gleißt.
Wenn das Mädchen schmückt sich im Festtagskleid,
Sommersonne sticht auf die Felder weit.




Nicht ganz zufällig, verehrte Leserschaft, klingen diese Zeilen ein wenig nach Jacques Brel, diesem größten Belgier aller Zeiten. Für "Le plat-pays", das Lied vom flachen Land seiner flandrischen Heimat, steht ein ausdrücklicher Dank am Beginn meiner aktuellen Veröffentlichung "Der Stein des Raben". In meinem Kopf ist dieser All Age-Titel allen gewidmet, die begreifen, was Träume wirklich sind - keine Verantwortungslosigkeit nämlich, sondern das Gegenteil. Sobald wir uns nämlich daran begeben, unsere Träume tatsächlich zu leben.



Heute Nachmittag habe ich mir einen eigenen kleinen Traum erfüllt, indem ich an den Mittellauf des Fahrbach gewandert bin. Gut, der größte Teil der Wanderstrecke führte zugegeben durch das Ortsgebiet von Bad Bodenteich, doch der Erlenbruchwald am Fahrbach selbst findet sogar beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft und Küstenschutz Erwähnung. Gut, auch von Faulschlamm ist da die Rede, aber das betrifft wohl stärker das landwirtschaftliche Gebiet bachaufwärts.



Es mag sein, dass der Frühling noch nicht großflächig zu sehen ist - doch zum Sehen braucht es eben das offene Auge. Und heute Nachmittag, als ich zwischen Laub und Dornengestrüpp stand und überlegte, wie ich es wohl am Besten anstellen sollte, dass dieser magische Winkel unter besonderen Schutz gestellt wird, da ging mir das Auge auf einmal auf, und ich dachte bei mir: Schau an, du bist wieder da.



Es sind gute Zeiten - und auch der ominöse familiäre Krankheitsfall befindet sich, wie im Bilde zu sehen, auf dem Wege der Rekonvaleszenz :)
Ein Grund mehr, mich nunmehr an den Endspurt zu machen mit dem neuen Manuskript, mit offenen Augen, offenem Kopf, offenem Geist. Ab Herbst werden wir dann Amadeo Fanelli, Rebecca Steinmann und Professor Helmbrecht in ihrem neuesten Abenteuer erleben.



Doch bis dahin wird es natürlich noch eine Menge zu berichten geben an dieser Stelle. Für heute jedenfalls bleibe ich Ihr und Euer


Stephan M. Rother

Samstag, 13. März 2010

Wider die Gaußsche Normalverteilung

Ein Monat ist ins Land gegangen, verehrte Leserschaft, seitdem wir uns das letzte Mal an dieser Stelle gelesen haben. Im Rahmen der Frühjahrsstürme treiben erste Katzen am Bürofenster vorbei, und ich röchele unter dem Zugriff der Grippe, der bösen. Vermutlich werd’ ich am Montag noch sehr viel stärker röcheln, so Urban Hofstetter von Blanvalet dieses Posting entdeckt: Die Iden des März haben wir uns nämlich als Deadline für Amadeo Fanellis neues Abenteuer gesetzt, und selbige Iden sind am Montag gekommen. Mein Röcheln wird folglich nach einem atemlosen „Et tu, Urbane?“ klingen … oder … „Et tu, Urbe?“ Hm. „Ab Urbe non condita sed assassinatus?“



(Für oben eingefügtes Bild übrigens herzlichen Dank an Johannes Gontrum, der mich gemeinsam mit Sina Bokelmann Anfang des Jahres zwecks eines Interviews für die erste Ausgabe der Schülerzeitung „Freygeist“ heimgesucht hat, die am Uelzener Lessing-Gymnasium erscheint. Ein graphisch und inhaltlich wunderschönes Heft hat das Uelzener Schülerteam da publiziert – erhältlich für einen Euro zzgl. 1,45 Porto unter FREYGEIST.LEG (at) GMAIL.COM).



Gut, jede Sache hat, wie wir wissen, zwei bis sieben Seiten. Das dramatische Geschehen, in das Dottore Fanelli da schon wieder hineingeschlittert ist, steuert gegenwärtig unbestritten dem Höhepunkt entgegen – wir sind mit anderen Worten mitten im Showdown. Und Romanlänge (400 Seiten) haben wir ohnehin schon.



Heute Morgen war mir danach, aus diesem Anlass noch einmal die Reaktionen auf „Die letzte Offenbarung“ zu rekapitulieren. Jesus schwul? Undenkbar? Hmm … Immerhin: Ich erhalte Schützenhilfe von Elton John – und der kassiert Morddrohungen dafür. Manchmal ist sie ungerecht, die Welt. Die römisch-katholische Kirche greift meinen Ansatz ebenfalls auf; da allerdings will mir das ‚Wie’ überhaupt nicht behagen. Sehr hübsch allerdings der Ansatz bei SpiegelOnline – ich habe mich immer gefragt, ob die hübschen Werbebanner nun eigentlich kontextsensitiv eingeblendet werden. Jetzt steht’s fest: Sie werden.



Aber wo waren wir? Reaktionen auf die letzte Offenbarung. Gerade in den letzten Tagen gab es da eine Reihe von Stellungnahmen, über die ich mich sehr gefreut habe – etwa im Blog auf buecher.de oder an ganz unvermuteter Stelle, in einem FinalFantasy-Forum - runterscrollen -(doppelt interessant, weil ich für Panini einmal einen der FinalFantasy-Romane betreut habe). Wo aber lässt sich am ehesten die ganze Breite der Meinungen finden, habe ich nun gegrübelt. Was sagt der „durchschnittliche“ Leser, von dem ich ja eigentlich nicht hoffe, dass er überhaupt existiert? Genau: im Amazon-Verkaufsportal. Top oder Flop – wo konzentriert sich die veröffentlichte Meinung? Nun … irgendwie fällt es mir schwer, dort eine gaußsche Normalverteilung zu erkennen. Ob Top oder Flop scheint tatsächlich eine Funktion der Sichtweise zu sein. Ein Roman, könnten wir sagen, manifestiert sich eigentlich erst im Kopf des Lesers. Dort muss die Geschichte auf ein Echo stoßen – und beim Blick auf Stil und Orthographie der ein- und zwei-Punkte Rezensionen regt sich in mir der Verdacht, dass da zumindest jede Menge Platz ist für Echos. Ihr werdet die Wahrheit erkennen – wenn Ihr die Bereitschaft mitbringt. Eine gewisse Weite des Geistes, die ansatzweise gegeben sein muss.



Darum bemühe auch ich selbst mich gegenwärtig. Und wie ließe sich das Bewusstsein schöner (gesünder und nachhaltiger) erweitern als bei Wanderungen durch die Natur? Keine Sorge: Dass ich mit den Bäumen spreche, ist ja allgemein bekannt; doch da sich noch immer keiner von ihnen zu einer Antwort bequemt hat, dürfte das nach wie vor innerhalb der gesellschaftlich akzeptierten Norm liegen.



Aber wer weiß … die Beipackzettel meines Grippemittels berichtet von Halluzinationen, die in Einzelfällen eingetreten seien. Klingt doch nach höchst interessanten Inspirationen. Meine Weisheitszahn-OP hat mich seinerzeit jedenfalls auf wirklich spannende Ideen gebracht.
Ein hübsches Beispiel für Nachhaltigkeit mitten in Bad Bodenteich: Ehemals "Radio Dittberner", heute "Rad Otte" - nahezu fünfzig Prozent der Buchstaben konnten recycelt werden. Was aus dem "..i.. Di..rb..rner" wurde, ist mir leider nicht bekannt.



Doch dazu vielleicht ein andermal. Für heute bleibe ich bis bald an dieser Stelle Ihr und Euer


Stephan M. Rother