Montag, 31. August 2009

Mephi, Matschie, Machiavelli

Keine Sorge, verehrte potentielle Leserschaft: Ich beabsichtige nicht, mich künftig an dieser Stelle in die Niederungen der Politik zu begeben - ich bemühe mich vielmehr nach Kräften, auch fürderhin möglichst spannend zu schreiben. Doch mir kam heute irgendwie in den Sinn, dass es eigentlich ein Armutszeugnis ist, wenn die schreibende Journaille nicht auf ein Wortspiel kommt, nach dem die Umstände wirklich schreien. Zum Hintergrund: Herr Matschie aus dem schönen Thüringen fährt ein achtzehn Prozent-Ergebnis ein, möchte sich gerne mit einem seiner Mitbewerber zusammentun, der fünfzig Prozent mehr bekommen hat - aber nur, wenn er, Matschie, dabei an der Spitze stehen darf. Eine irgendwie durchschaubare Begründung gibt es nicht - wenn's um Moral ginge, müsste man entweder ganz oder gar nicht. Also geht um Macht, frei nach dem berühmt-berüchtigten Staatstheoretiker der Renaissance, Niccolo Machiavelli. Machiavellismus also, oder hier: Matschieavellismus. Eine zugegeben nicht erschöpfende Durchsicht der Tagespresse zeigt: Kein Mensch macht dieses Wortspiel. Warum? Ist die schreibende Zunft zu rammdösig? Traut man dem Leser nicht zu, den Zusammenhang zu begreifen? Erfreulich ist keine der Alternativen.

Das fiel mir gerade noch am Rande ein, als mir bewusst wurde, dass ich Euch und Ihnen unbedingt noch ein Bulletin meines Lebens & Strebens im vergangenen (und noch eine knappe halbe Stunde vergehenden) Monat zukommen lassen wollte.

Zunächst eine ganz private Sache: Wir haben Zuwachs. Gut, er ist schon ein älterer Herr. Wir haben ihn Mephisto genannt (er hat ein bisschen was von Brandauer). Auf einmal war er hier, halb verhungert und mit einer üblen Bronchitis. Unsere Tierärztin (Frau Dr. Janssen, Bad Bodenteich - an dieser Stelle meine ausdrückliche Empfehlung für alle lokalen Tierhalter) schätzt ihn auf etwa zehn Jahre. Trotz wirklich intensiver Bemühungen ist es uns nicht gelungen, herauszufinden, wo er herkommt. Er hat blaue Tätowierungen in den Ohren, die aber zu verwaschen sind, um sie noch zu lesen.
Bisher habe ich mich ja bemüht, an dieser Stelle keine rein privaten Themen anzusprechen, aber in diesem Fall ... Vielleicht ist das ja doch noch eine letzte Chance für eine "Familienzusammenführung" (obwohl ich Mephi sehr vermissen würde). Jedenfalls, das ist er:



Er ist ein massiges Kerlchen, und er war mal sehr, sehr propper (und wird es auch gerade wieder). Definitiv die größte Hauskatze, die ich je gesehen habe. Und ein gutmütiges Kerlchen. Sehr inspirierend - alle unsere Katzen inspirieren mich, aber Mephi ist doch etwas Besonderes. Er hat etwas unglaublich Gemütliches an sich, und ich freue mich, dass er sich offenbar entschlossen hat, seinen Lebensabend bei uns zu verbringen. Jedenfalls zeigt er keinerlei Interesse, noch einmal eine Tatze vor die Tür zu setzen.

Gegenwärtig lebe und strebe ich ja wie schon berichtet den zweiten Amadeo Fanelli-Roman an, die Fortsetzung der Letzten Offenbarung, demnächst (inzwischen kann man das wohl so sagen; auf der Buchmesse wird sie zu bewundern sein) in der Buchhandlung Ihres/Eures Vertrauens. Nachdem das erste Exposé, das ich durchaus schon mit Liebe und Sorgfalt gestaltet hatte, doch ein wenig arg nach "Abenteuerroman" klang, habe ich mir das Ganze noch einmal vorgenommen, um den Thrillfaktor zu erhöhen. Eigentlich mag ich ja keine ZU spannenden und unheimlichen Geschichten. Viele Leute erzählen, dass ihnen ganz anders wird, wenn sie irgendwelche Horrorgeschichten lesen. Haben diese Leute eine Vorstellung, was es für ein Gefühl ist, diese Dinger zu schreiben? Aber gut, Stephen King bin ich nicht (nachdem ich kürzlich ja schon aufgezählt habe, wer ich alles nicht bin). Doch die Dorian Grave-Sache war ja schon unheimlich genug, der zweite Teil, der Fluch, ist es auch, und die Offenbarung ... aber die soll die verehrte potentielle Leserschaft jetzt bitte erst einmal konsumieren.

Im zweiten Teil, dem Babylon Virus sitzen meine Protagonisten im Moment gerade im Flieger und unterhalten sich über Jean-Francois Champollion, den ungen Mann (er wurde auch nicht sehr alt), der die ägyptischen Hieroglyphen entziffert hat. Ein sehr spannendes Thema. Erst im Laufe der Recherche habe ich mich wieder intensiver mit dieser Materie beschäftigt, die mich in meiner Jugendzeit wirklich fasziniert hat. Es gab da ein Buch von Philipp Vandenberg (ich glaube, so hieß er) über unheimliche Ereignisse und Zusammenhänge rund um die Pyramiden. Irgendwie ist alles retro im Moment - ich warte stündlich darauf, dass aus meinem schütteren Schädel wieder Haare sprießen.

Doch noch stehen wir am Anfang unserer neuen Story. Das Exposé für die ersten zweihundert Seiten hat inzwischen sehr konkrete Form. Ich denke, dass es da flott voran gehen wird. Wenn das wirklich so geschieht, sollte ich bis zur Buchmesse schon ein gerüttelt Maß absonderlicher Ereignisse zusammen haben. Doch dazu werde ich dann im Rückblick berichten.

Für heute bleibe ich wie immer einstweilen Ihr und Euer


Stephan M. Rother